Demonstrant schwer verletzt Bauernproteste führen zu Staus und Produktionsstopp bei VW
08.01.2024, 11:23 Uhr Artikel anhören
Trecker so weit das Auge reicht: Wie hier in Wiesbaden legen in ganz Deutschland Bauern den Verkehr lahm.
(Foto: dpa)
In ganz Deutschland besetzen Bauern mit ihren Treckern Zufahrten von Autobahnen oder anderen Straßen. Teilweise kommt es zu brenzligen Situationen, ein Teilnehmer einer Demo wird schwer verletzt. Das VW-Werk in Emden leidet auch unter den Protesten. In Brandenburg sind komplette Städte abgeriegelt.
Bundesweit legen Landwirte aus Protest gegen die Politik der Regierung mit Blockaden und langsam fahrenden Treckerkonvois den Verkehr lahm. In zahlreichen Bundesländern wurden Autobahnzufahrten sowie andere neuralgische Punkte wie Tunnel und Brücken sowie Bundesstraßenknotenpunkte besetzt. Zudem machten sich Bauern mit ihren Traktoren in großer Zahl in Städte auf, wo Protestkundgebungen geplant waren.
In Niedersachsen blockierten protestierende Landwirte bei Vechta mit rund 100 Traktoren eine Autobahn. Sämtliche drei Fahrstreifen der A1 in Richtung Hamburg seien unpassierbar gewesen, teilte die Polizei in Oldenburg mit. Es seien durch die Blockade "gefährliche Verkehrssituationen" entstanden. Die Polizei leitete deshalb entsprechende Strafverfahren gegen Beteiligte ein. Die Polizei löste die Versammlung offiziell auf. Eine Absicherung der Gefahrenstelle und eine Ableitung des Verkehrs habe "zeitverzögert" erfolgen können. Inzwischen ist die Autobahn wieder frei.
Im Zuge der Bauernproteste kam die Produktion am Volkswagen-Werk in Emden in Ostfriesland zum Erliegen. "Die Produktion steht heute", sagte eine VW-Sprecherin. Die Wege zum Werk seien durch die Bauernproteste versperrt gewesen. Es sei für die Beschäftigten daher nicht möglich, zur Arbeit zu kommen. Betroffen war die Produktion der Verbrenner-Modelle. Die Fertigung der E-Autos soll planmäßig nach den Weihnachtsferien erst in der kommenden Woche wieder anlaufen. Wie viele Beschäftigte genau von dem Ausfall betroffen waren, war nicht bekannt. Am Dienstag soll die Produktion wieder aufgenommen werden.
Ein Teilnehmer der Bauernproteste in Niedersachsen wurde von einem Autofahrer erfasst und mutmaßlich schwer verletzt. Das teilte die Polizeidirektion Oldenburg auf X mit. Der Vorfall ereignete sich bei Friesoythe. Der Teilnehmer wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht.
Auch andernorts kam es laut Polizei bei Blockadeaktionen von Bauern zu teils brenzligen Situationen. So ereignete sich auf einer Bundesstraße bei Zunsweier in Baden-Württemberg infolge eines Rückstaus in stockendem Verkehr ein Unfall, bei dem eine 58-jährige Autofahrerin leicht verletzt wurde.
Am Protest von Bauern am Brandenburger Tor in Berlin nahmen Hunderte Demonstranten mit ihren Fahrzeugen teil. Die Polizei zählte am Vormittag 566 Traktoren, LKW, Autos, Transporter und Anhänger sowie 550 Menschen auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Neben den Bauern nahmen dort auch viele Bus- und Lastwagenfahrer an dem Protest teil, auch viele Handwerker befanden sich demnach unter den Demonstranten. Die Straße des 17. Juni wurde dazu bereits am Sonntagabend gesperrt.
In Mecklenburg-Vorpommern beendeten die Landwirte ihre Blockadeaktion an den Autobahnauffahrten offiziell wieder. Das teilte der Landesbauernverband nach der rund dreistündigen Aktion mit, die um 6 Uhr in der Früh begonnen hatte. Es habe keine Zwischenfälle gegeben. Insgesamt beteiligten sich nach Angaben des Verbandes rund 1000 Traktoren und Lastwagen an den Aktionen. Durch Stralsund bewegte sich dabei "ein etwa 20 Kilometer Konvoi mit rund 1000 Fahrzeugen", wie die Polizei mitteilte.
Aus Brandenburg meldeten die Beamten die Abriegelung kompletter Städte durch protestierende Landwirte. Es bestehe "aktuell keine Möglichkeit", in das Stadtgebiet von Brandenburg an der Havel einzufahren, teilte die Polizei bei X mit. Auch die Zufahrt nach Cottbus werde voraussichtlich in kürzester Zeit nicht mehr möglich sein.
In Rheinland-Pfalz bewegte sich ein 18 bis 20 Kilometer langer Konvoi mit mehr als 1000 Traktoren und Lastwagen über die Autobahn 63 in Richtung der Landeshauptstadt Mainz. Die Autobahn war voll gesperrt. Auch in den Stadtgebieten von Hamburg und Bremen waren zahlreiche demonstrierende Bauern mit schweren Maschinen unterwegs.
In Bayern meldete die Polizei vielerorts Verkehrsbehinderungen, etwa weil Straßen nur einspurig befahrbar waren oder Autobahnauffahrten blockiert wurden. In München soll es am Vormittag eine zentrale Kundgebung geben. Dort begleitete die Polizei rund 5500 Traktoren aus der umliegenden Region in Richtung Innenstadt. Auch in Nordrhein-Westfalen blockierten die Landwirte alle Autobahnzufahrten. In Düsseldorf waren zudem viele Bauern unterwegs.
Der Bauernverband hat angekündigt, dass die Proteste an verschiedenen Orten die ganze Woche über laufen sollen. Damit könnte es vor allem in der zweiten Wochenhälfte in Deutschland erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr geben, zumal auch die Lokführer-Gewerkschaft GDL im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn ab Mittwoch einen Streik angekündigt hat.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP/rts