Politik

Ypsilanti plant neuen Anlauf Beck gibt grünes Licht

Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti bereitet einen neuen Anlauf zur Wahl als Ministerpräsidentin mit den Stimmen der Linken vor. Sollte ein Landesparteitag ihren Weg beschließen, rechne sie fest mit dem Rückhalt ihrer Fraktion, sagte sie dem Hessischen Rundfunk (hr).

Sie sei überzeugt, dann auf die notwendigen 41 der 42 Stimmen der SPD-Abgeordneten zählen zu können. Nach den Worten von SPD-Chef Kurt Beck liegt die Entscheidung über einen zweiten Versuch bei der SPD in Hessen.

"Das ist zunächst erstmal eine Entscheidung der hessischen Freundinnen und Freunde", sagte Beck im brandenburgischen Teltow. "Wir sind bereit, beratend und mit Überlegungen zur Seite zu stehen. Alles andere, was an öffentlichen Ratschlägen gegeben wird, ist nicht ganz hilfreich", sagte der Parteivorsitzende.

"Lebensgefährlicher Weg"

Auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) warnte Ypsilanti erneut vor einem zweiten Anlauf. Die hessische SPD-Chefin handele "gegen den Rat der SPD-Landesverbände von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern", sagte der CDU-Politiker am Rande einer Kabinettssitzung in Ulrichstein im Vogelsberg.

Sie gehe einen für die SPD wahrscheinlich "lebensgefährlichen Weg". Koch sagte: "Was Ypsilanti plant, hat Auswirkungen auf die nächste Bundestagswahl, weil die Glaubwürdigkeit der Partei davon abhängt."

Der Vorstand der Hessen-SPD will am Mittwochabend in Frankfurt über das weitere Vorgehen beraten. Dabei werde aber noch nicht die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit den Grünen beschlossen, sagte ein SPD-Sprecher in Wiesbaden.

Entscheidung auf Regionalkonferenzen

Ypsilanti sagte in dem Fernsehinterview, sie wolle zuvor die breite Beteiligung der Parteibasis bei der Entscheidung darüber suchen, ob sie mit Hilfe der Linken eine rot-grüne Minderheitsregierung bilden soll. "Ich bin keine Basta-Politikerin, sondern ich frage schon auch die Partei, welchen Weg sie mit mir gehen will. Ich möchte eine möglichst breite Beteiligung auch derer, die Wahlkampf gemacht haben." Dazu böten sich Regionalkonferenzen an.

"Wenn wir den Weg gemeinsam beschließen und ein Parteitag die Zustimmung gibt, werden alle Abgeordneten bis auf Frau (Dagmar) Metzger - die ihre Meinung auch nicht ändert - meinen Weg ... mit unterstützen", sagte Ypsilanti.

Damit könnte die SPD-Politikerin die erforderliche Mehrheit von 56 der 110 Stimmen im Landtag erreichen, um Ministerpräsident Roland Koch (CDU) abzulösen. Allerdings müssten auch alle neun Grünen-Abgeordneten und die sechs Mitglieder der Linken-Fraktion für sie stimmen. Einen ersten Anlauf, Koch mit Hilfe der Linken abzuwählen, hatte Ypsilanti vor einem halben Jahr wegen des Widerstands der SPD-Abgeordneten Metzger aufgegeben.

"Ständiger Dialog" mit Beck

Ypsilantis Sprecher widersprach Berichten, wonach sie das SPD-Präsidium über ihre Pläne bei einer Schaltkonferenz informieren wollte. Dem Sprecher zufolge nahm die hessische SPD-Chefin nicht an der Konferenz teil. Parteichef Beck und Ypsilanti seien jedoch im "ständigen Dialog".

Mit dem Vorgehen Ypsilantis sind auch die Spannungen in der niedersächsischen SPD wieder offen zutage getreten. Der Chef der SPD-Landtagsfraktion, Wolfgang Jüttner, plädierte dafür, der Hessen-SPD freie Hand zu lassen. "Koalitionen auf Landesebene sind Sache der Landespartei", sagte Jüttner. Niedersachsens SPD-Landeschef Garrelt Duin warnte dagegen vor einer Kooperation mit der Linken.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen