Politik

Synode wählt Schwaetzer zur neuen EKD-Vorsitzenden Beckstein trägt Niederlage mit Fassung

Günther Beckstein galt als Favorit für das Amt der zurückgetretenen EKD-Chefin Göring-Eckardt. Doch die Synode entscheidet sich in einem echten Wahlkrimi anders. Vielleicht lag es daran, dass der Konservative zuvor eine "frommere Kirchenführung" gefordert hatte.

Irmgard Schwaetzer wird eine verkürzte Amtszeit bis 2015 führen.

Irmgard Schwaetzer wird eine verkürzte Amtszeit bis 2015 führen.

(Foto: dpa)

Die frühere FDP-Politikerin Irmgard Schwaetzer ist neue Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Nach einem ergebnislosen Wahlkrimi zwischen zwei anderen Bewerbern wurde die 71-Jährige am Sonntagabend bei der Jahrestagung des Kirchenparlaments in Düsseldorf mit breiter Mehrheit zur Nachfolgerin von Katrin Göring-Eckardt gewählt. Gegenkandidaten hatte sie nicht.

Zuvor traten der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, der als Favorit galt, und die Bremer Juristin und frühere Kirchenpräsidentin Brigitte Boehme gegeneinander an. In zwei Wahlgängen erreichten sie aber nicht die erforderliche Mehrheit. Beckstein - bisher Vize-Präses der Synode - erklärte daraufhin, er stehe für einen dritten Wahlgang nicht mehr zur Verfügung. Nach längeren Beratungen hinter den Kulissen verzichtete dann auch Boehme.

Günther Beckstein hat keine Probleme mit Irmgard Schwaetzer.

Günther Beckstein hat keine Probleme mit Irmgard Schwaetzer.

(Foto: dpa)

Anschließend sagte Beckstein, dass er seine Niederlage mit Fassung trage. "Für die Spitze der EKD wäre es sehr ungewöhnlich gewesen, einen religiös Konservativen und politisch Konservativen an der Spitze zu haben", so Beckstein im Bayerischen Rundfunk. "Die Farbenlehre der evangelischen Kirche ist an der Spitze, dass rosarot bis feuerrot vertreten ist und pastellgrün bis tiefgrün." "Ich habe mit Göring-Eckardt gut zusammen gearbeitet und ich denke auch, dass ich mit Frau Schwaetzer gut zusammenarbeiten werde, so dass ich da keine Probleme sehe", sagte der 69-Jährige dem BR. Beckstein will nun Vize-Präses des Kirchenparlaments bleiben.

Die bisherige Synoden-Vorsitzende Göring-Eckardt hatte das Amt im September vorzeitig niedergelegt, weil sie sich ganz auf ihre Arbeit als Grünen-Fraktionschefin im Bundestag konzentrieren will. Beckstein war bereits 2009 mit dem Versuch gescheitert, an die Spitze des Kirchenparlaments zu kommen - damals unterlag er Göring-Eckardt.

Beckstein: EKD sollte "frommer" werden

Beckstein galt lange als einziger Kandidat für das herausgehobene Laienamt. Der CSU-Politiker ist in der evangelischen Kirche nicht unumstritten, weil er während seiner Zeit als bayerischer Innenminister als Hardliner in der Flüchtlingspolitik galt. Am Freitag hatte er nach Medienberichten den gegenwärtigen Kurs der EKD kritisiert und gefordert, sie müsse "frommer" werden.

Schwaetzer war von 1982 bis 1984 FDP-Generalsekretärin und später auch stellvertretende Parteivorsitzende. Von 1987 bis 1991 war sie Staatsministerin im Auswärtigen Amt und dann bis 1994 Bauministerin. Sie engagiert sich in Berlin für die evangelische Kirche, ist Vorsitzende des Gemeindekirchenrates im Berliner Dom und gehört der EKD-Synode seit 2009 an. Ihre verkürzte Amtszeit dauert bis 2015.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP

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