Syriens Regime tötet Oppositionelle Beobachter dienen als Lockvögel
26.04.2012, 08:59 Uhr
Der Chef des Beobachterteams der Vereinten Nationen, Ahmed Himmiche, hat bis jetzt 15 Mitarbeiter vor Ort. Insgesamt sollen es 300 werden.
(Foto: dpa)
Ernüchternde Entwicklung in Syrien: Die UN-Beobachtermission führt nicht zu neuen Erkenntnissen über die Einhaltung der Waffenruhe. Stattdessen töten Regierungstruppen offenbar diejenigen Oppositionellen, die es wagen, mit den UN-Mitarbeitern zu sprechen. Landesweit kommen allein am Mittwoch rund 102 Menschen ums Leben.
Die wachsen täglich - und auch die Kritik an dem Einsatz. Syrische Oppositionelle behaupteten, auf jeden Besuch der Beobachter in einem Ort folge eine Strafaktion der Regierungstruppen. Mehrfach seien Massaker verübt worden. Der Rat der Syrischen Revolution rief seine Anhänger auf, sich nicht mit UN-Beobachtern zu treffen, damit sie nicht getötet würden. Hama und Vororte von Damaskus wurden der Opposition zufolge nach Abschluss eines Besuches der UN-Beobachter angegriffen.
Mitarbeiter des Roten Halbmondes getötet
Regimegegner berichteten, am Mittwoch seien landesweit 102 Menschen getötet worden. Allein in der Stadt Hama, wo nach Einbruch der Dunkelheit eine Rakete eingeschlagen sei, wurden demnach 71 Tote gezählt. Die Zahlen ergeben sich aus Angaben der Opposition und der Staatsmedien und lassen sich objektiv nicht überprüfen. Am Dienstag soll es 33 Tote gegeben haben.
Am Dienstag war in der Ortschaft Duma bei Damaskus ein Helfer in einem Fahrzeug des syrischen Roten Halbmondes getötet worden. Die UN-Beobachter benutzen gepanzerte Fahrzeuge, deren Transport nach Syrien mit großem Aufwand verbunden ist.
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana veröffentlichte Fotos von getöteten und schwer verletzten Kindern, die Opfer einer "terroristischen Bande" geworden seien. Laut Sana explodierte in einem Haus in einer Bombenwerkstatt der "Terroristen" in Hama versehentlich ein Sprengsatz, wobei 16 Menschen ums Leben gekommen seien.
Annan nennt Lage "düster"
Der UN-Sondergesandte Kofi Annan hatte im UN-Sicherheitsrat erklärt, die sei sehr wackelig und die Lage "düster". Die Mission der unbewaffneten UN-Militärbeobachter, die eigentlich zur Beobachtung der Waffenruhe nach Syrien geschickt worden sind, entwickelt sich derweil immer mehr zu einer "Mission Impossible". Ihr Einsatz ist riskant, da in dem Konflikt auch schwere Waffen eingesetzt werden.
Die syrische Regierung behält sich vor, Beobachter aus Nationen abzulehnen, die dem Regime von Präsident Baschar al-Assad angeblich feindlich gesinnt sind. Am Mittwoch waren erst 15 der geplanten 300 Beobachter im Einsatz; unter den Neuankömmlingen waren zwei Chinesen.
Viele Syrer fragen sich, wie in diesem Klima der Gewalt gewählt werden kann. Vereinzelt wurden Wahlplakate aufgehängt. Das Parlament plädiert Staatsmedien zufolge für eine Verschiebung des Wahltermins.
Quelle: ntv.de, dpa