Politik

Wieder Dutzende Tote in Syrien UN-Mission bleibt wirkungslos

Erst 30 UN-Beobachter befinden sich in Syrien. Acht davon sind im Einsatz.

Erst 30 UN-Beobachter befinden sich in Syrien. Acht davon sind im Einsatz.

(Foto: AP)

Glaubt man den Berichten, die aus Syrien dringen, hält die seit dem 12. April geltende Waffenruhe überhaupt nicht. So sterben Zivilisten durch Kugeln der Regierungstruppen, in Damaskus geht eine Bombe hoch. Die wenigen UN-Beobachter können kaum etwas ausrichten.

Mitten in der syrischen Hauptstadt Damaskus ist eine Bombe detoniert. Aktivisten meldeten, der Fahrer des Wagens, in dem der Sprengsatz platziert wurde, sei durch die Explosion auf dem zentralen Mardsche-Platz ums Leben gekommen. Das Fahrzeug sei nicht komplett ausgebrannt, wie dies bei Selbstmordanschlägen mit größeren Autobomben stets der Fall ist. Syrische Medien sprachen von drei Verletzten.

Die Beobachter untersuchen unter anderem die Außenbezirke von Damaskus.

Die Beobachter untersuchen unter anderem die Außenbezirke von Damaskus.

(Foto: dpa)

Regimegegner meldeten, die Sicherheitskräfte hätten am Tatort mehrere Augenzeugen mitgenommen und seien mit ihnen davongefahren. Verdächtig sei, dass noch vor der Explosion ein Team des regimetreuen TV-Senders Al-Dunia auf dem Platz gewesen sei.

Zuvor soll ein hochrangiger Funktionär des Geheimdienstes in Damaskus ermordet worden sein. Das meldete die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter. In dem Vorort Sajjida Zeinab habe es ein Gefecht zwischen den Regierungstruppen und einer Gruppe von Deserteuren gegeben.

Am Montag waren nach Oppositionsangaben trotz der fast 60 Menschen getötet worden. Wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, waren unter den insgesamt 59 Toten mindestens 48 Zivilisten. Allein in der Protesthochburg Hama im Zentrum des Landes wurden demnach 31 Zivilisten durch Schüsse der Regierungstruppen getötet. 16 weitere starben den Angaben zufolge in der Provinz Idlib im Nordwesten des Landes.

Erst acht Beobachter aktiv

Die Führung in Damaskus hat offiziell einer international vermittelten Waffenruhe zugestimmt, eine UN-Beobachtermission soll die Einhaltung überwachen. Ein Vorauskommando, das seit gut einer Woche im Land ist, begann mit der Erkundung der Umgebung von Damaskus.

Das kleine Vorauskommando der UN-Beobachter kann die jedoch nicht verhindern. Bislang sind in Syrien lediglich acht Beobachter im Einsatz, von denen zwei dauerhaft in der Protesthochburg Homs stationiert sind. Die anderen UN-Militärbeobachter fuhren nach Angaben von Augenzeugen in die Provinz Idlib, ins Umland von Damaskus und in die Provinz Aleppo. Am Abend wurden drei weitere unbewaffnete Beobachter erwartet. In den kommenden Tagen werde ihre Zahl auf 30 ansteigen, sagte ein UN-Sprecher in Damaskus.

Oppositionelle meldeten, in der Nacht sei der Kommunist Salama Kila in seinem Haus verhaftet worden. Der gebürtige Palästinenser hatte wegen seiner politischen Überzeugung bereits früher in Syrien im Gefängnis gesessen. Menschenrechtler forderten unterdessen die Freilassung der Autorin Marie Issa, die am 14. April zusammen mit ihrem Ehemann, dem Arzt Joseph Nachle, in ihrem Haus in einem Vorort von Damaskus verhaftet worden war. Angeblich wirft man dem christlichen Ehepaar vor, verwundete "Terroristen" behandelt zu haben.

Quelle: ntv.de, dpa

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