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Wikileaks: Geheimprojekt mit den USA Berlin baut Spionagesatelliten

Nach eigenen Angaben hat "Aftenposten" Zugriff auf alle Depeschen.

Nach eigenen Angaben hat "Aftenposten" Zugriff auf alle Depeschen.

(Foto: dpa)

Die USA und Deutschland bauen einer Wikileaks-Enthüllung zufolge an einem geheimen Spionagesatelliten, der hochauflösende Bilder von der Erde liefern soll. Offiziell diene dieser zivilen Umweltzwecken. Das Außenamt äußert sich nicht zu dem Projekt. Das Zentrum für Luft- und Raumfahrt teilt mit, das Projekt diene nicht der Spionage und sei nicht geheim.

Die USA und Deutschland sollen laut neuen Wikileaks-Enthüllungen gemeinsam und geheim einen Spionagesatelliten entwickeln - ungeachtet heftiger Widerstände besonders aus Frankreich. Die norwegische Zeitung "Aftenposten" zitierte aus entsprechenden Depeschen der US-Botschaft in Berlin zwischen Februar 2009 und Februar 2010. Die Außenministerien in Berlin und Paris wollten den Bericht nicht kommentieren.

Wie die "Aftenposten" weiter berichtet, sieht das HiROS genannte Projekt den Bau von Satelliten vor, die ab 2012 oder 2013 hoch auflösende Bilder von nur 50 Zentimeter großen Gegenständen in wesentlich kürzerer Zeit als die bisherigen Satelliten zur Erde liefern oder auch nachts Infrarot-Fotos erstellen können. Demnach habe das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in den USA um Unterstützung für das Projekt nachgesucht, schrieb das Blatt.

"Vollständig" unter BND-Kontrolle

Offiziell als Projekt zu zivilen Umweltzwecken deklariert, steht HiROS dem Bericht zufolge tatsächlich "unter vollständiger Kontrolle" des Bundesnachrichtendienstes (BND) und des DLR. Eine Zusammenarbeit mit Frankreich oder einem anderen EU-Staat sei nicht vorgesehen - im Gegensatz zum Programm Multinational Space-based Imaging System (MUSIS) unter Beteiligung Deutschlands, Frankreichs, Belgiens, Griechenlands, Italiens und Spaniens. Die Kosten für HiROS werden dem Bericht zufolge auf 205 Millionen Euro veranschlagt.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte auf Anfrage, das Ministerium nehme "zu dem Inhalt veröffentlichter vertraulicher Dokumente grundsätzlich keine Stellung". Ähnlich äußerte sich das Außenamt in Paris. Die französische Regierung bestätige keine Äußerungen, die französischen Behörden oder Diplomaten anhand von Wikileaks-Enthüllungen zugeschrieben würden, erklärte eine Sprecherin. Auch die US-Botschaft in Oslo wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

DLR: kein Spionagesatellit

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln widersprach dem Bericht. "Seit etwa zwei Jahren werde ein Projektvorschlag für einen hochauflösenden, optischen Satelliten diskutiert", erklärte DLR-Sprecher Andreas Schütz in Berlin. Ziel des Projekts "HiROS" (High Resolution Optical Satellite) sei die Bereitstellung hoch aufgelöster Bilder für "staatliche Nutzungsbereiche", etwa das Krisenmanagement bei Naturkatastrophen oder wissenschaftliche Anwendungen. "Hiros ist kein Spionagesatellit, ebenso kein geheimes Projekt." Der Zeitpunkt der Umsetzung sei unklar.

Die auf Enthüllungen spezialisierte Internetplattform Wikileaks hatte im November damit begonnen, mehr als 250.000 zu veröffentlichen, und damit die USA blamiert. Die norwegische Zeitung "Aftenposten" hat laut eigener Darstellung Zugriff auf alle Dokumente. Sie gehörte allerdings nicht zum Kreis der fünf großen Publikationen ("New York Times", "Guardian", "Le Monde", "El País" und "Spiegel"), die mit Wikileaks die Veröffentlichung vereinbart hatten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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