Warnung an die Europäer Berlin nimmt Drohvideos ernst
26.09.2009, 11:15 UhrBotschaften des Terrornetzwerks Al-Kaida und der afghanischen Taliban kurz vor der Bundestagswahl werden vom Bundesinnenministerium sehr ernst genommen.
Das Band von Terroristenchef Osama bin Laden, das sich in die massive Propaganda von El Kaida einfüge, werde derzeit ausgewertet: "Wir tun unsere Arbeit, und wir tun das ruhig und gewissenhaft. Wir lassen uns nicht in den Zustand der Erregung versetzen", sagte ein Sprecher des Ministeriums.
Das Bundesinnenministerium bestätigte zudem, dass es ein neues Video der radikalislamischen afghanischen Taliban gebe. Es werde versucht, "Kampfgenossen zu rekrutieren und zu radikalisieren", sagte der Sprecher des Innenministeriums. Auch dieses Video - insgesamt das siebte seit dem 11. September dieses Jahres - werde sehr ernst genommen.
Wie das amerikanische Intel-Center, das Einschätzungen von terroristischen Internet-Botschaften vornimmt, mitteilte, rief der Al-Kaida-Chef die Europäer auf, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Die Europäer sollten "von den Fehlern anderer lernen", heiße es in der als echt eingestuften Botschaft.
Bin Laden mit deutschen Untertiteln
In der Audio-Botschaft wirft eine Osama bin Laden zugeschriebene Stimme den Ländern der NATO vor, in Afghanistan unrechtmäßig Menschen zu töten. Frauen, Kinder und ältere Männer seien getötet worden, "weil George W. Bush böse auf sie war". Er forderte die Europäer auf, sich aus dem Land zurückzuziehen. Sich zur Wahrheit zurückzubegeben, sei besser, als den falschen Weg zu verfolgen.
Der Terroristenanführer nimmt auf dem Band auch Bezug auf die Al-Kaida-Anschläge in Madrid im März 2004 und in London im Juli 2005. Hätten die Europäer mit eigenen Augen gesehen, wie brutal die Amerikaner und ihre Helfer gegen die Taliban im Norden Afghanistans vorgegangen seien, könnten sie nachvollziehen, was zu den blutigen Taten von Madrid und London geführt habe. Die Bin-Laden-Botschaft wurde am Freitag auf den einschlägigen Islamisten-Websites verbreitet. In einer Version war sie mit dem Hinweis versehen: "Junge Männer, bitte veröffentlicht dies."
Bezug zu Angriff bei Kundus
Dass die Ansprache aktuell ist, ergibt sich daraus, dass das von einem deutschen Oberst angeordnete Bombardement zweier Tanklaster bei Kundus in Nordafghanistan angesprochen wird. Bei dem Angriff am 3. September waren mehr als 30 Zivilisten ums Leben gekommen.
Auch Harrach droht wieder
Auch der mutmaßliche Al-Kaida-Terrorist Bekkay Harrach veröffentlichte am Freitag ein neues Video. Mit Sätzen wie "Am Dschihad (Heiliger Krieg) kann sich jeder beteiligen" lockt er darin deutschsprachige Muslime. Die ins Internet gestellte Botschaft enthält aber keine neuen, direkten Drohungen gegen Deutschland. Die Sicherheitsbehörden seien wachsam, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Stefan Paris, angesichts des neuen Videos von Harrach. Sie reagierten angemessen, sehr intensiv und mit konkreten Maßnahmen auf die Drohbotschaften. Die Bedrohungssituation sei aber nach wie vor abstrakt - es lägen keine konkreten Hinweise auf geplante Aktionen vor.
Harrach, der sich 2007 aus dem Rheinland ins pakistanisch- afghanische Grenzgebiet abgesetzt hatte, betont in dem neuen Video, der persönliche Erfolg sei im "Heiligen Krieg" nicht wichtig: "Ich kann mein Ziel erreichen, ich kann aber auch in (dem US-Gefangenenlager) Guantánamo landen."
Quelle: ntv.de, dpa