Politik

Trotz Geiselnahme und Mord Berlin will Kurs halten

Das Verteidigungsministerium hat das deutsche Engagement in Afghanistan vor dem Hintergrund des Geiseldramas bekräftigt. Mit Blick auf das Obduktionsergebnis, das eine Ermordung des entführten deutschen Bauingenieurs belegt, sagte der parlamentarische Staatssekretär Christian Schmidt (CSU) der "Passauer Neuen Presse".

"So schlimm und tragisch das ist, das kann nichts an der Position der Bundesregierung ändern", so Schmidt. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil fügte hinzu, man dürfe "sich von dieser schrecklichen Tatsache nicht vom Kurs abbringen und kopflos machen lassen".

"Es gilt, hart daran zu arbeiten, die Erfolge der letzten Jahre in diesem Land nicht zu gefährden. Wir müssen Stück für Stück Mithilfe leisten, dass die afghanische Regierung selbst Sicherheit und Stabilität gewährleisten kann", sagte Heil.

Stabschef fordert mehr Soldaten

Unterdessen bekräftigte der deutsche Stabschef im Hauptquartier der internationalen Schutztruppe ISAF in Kabul, General Bruno Kasdorf, seine Forderung nach einer drastischen Aufstockung der Einsatzkräfte in Afghanistan. Die derzeit 40.000 ISAF-Soldaten, "reichen bei weitem nicht aus, um in einem Land, was mehr als doppelt so groß ist wie Deutschland, Sicherheit herzustellen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Noch vor der Afghanistan-Debatte im Bundestag im Herbst wolle das ISAF-Hauptquartier eine Untersuchung zur Strategiefrage abschließen, die auch konkrete Zahlen zu einer Truppenaufstockung beinhalte. Letztlich sei es aber eine politische Entscheidung, wie viel die beteiligten Nationen bereit seien zu investieren.

Rüdiger D. wurde erschossen

Gestern war bekannt geworden, dass die Entführer des in afghanischer Geiselhaft gestorbenen deutschen Bauingenieurs Rüdiger D. ihr Opfer mit zwei Schüssen ermordet hatten. Dies geht aus dem Obduktionsbericht des Kölner Instituts für Rechtsmedizin hervor, den das Auswärtige Amt in Berlin in Auszügen veröffentlichte. Es ist das erste Mal seit dem Jahr 2000, dass ein Deutscher in ausländischer Geiselhaft getötet wurde. Der Kollege des Bauingenieurs befindet sich immer noch in der Gewalt der Entführer.

Die Entführer hätten auf den Ingenieur Rüdiger D. gefeuert, nachdem dieser einen Kreislaufkollaps erlitt, erklärte Ministeriumssprecher Martin Jäger. "Auf das noch lebende Opfer wurde nach dessen Zusammenbruch zwei Mal geschossen", heißt es in der Erklärung des Ministeriums. Danach seien noch vier weitere Schüsse auf den Körper des Opfers abgefeuert worden.

Quelle: ntv.de

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