Nach 22 Jahren in der US-Todeszelle Berlinerin könnte freikommen
15.03.2013, 20:44 Uhr
Vor über zwanzig Jahren wird ihr vorgeworfen, einen Mord initiiert zu haben, doch Debra Milke bestreitet das. Der Mann, der sie belastet, ist als Lügner bekannt. Trotzdem bekommt Milke in Arizona die Todesstrafe – die nun aufgehoben wird. Maryland will gar nicht mehr staatlich töten.
Die in Berlin geborene Debra Milke kommt nach 22 Jahren in einer US-Todeszelle wahrscheinlich frei. Ein Berufungsgericht in San Francisco hat die 1990 verhängte Todesstrafe gegen die Frau aufgehoben. Richter Alex Kozinski spricht von einem "besorgniserregenden Fall". Milke habe damals keinen fairen Prozess erhalten. Der Hauptzeuge, ein Ermittler der Polizei, sei für Lügen unter Eid und anderes Fehlverhalten bekannt gewesen.

Debrah Milke versucht seit vielen Jahren, die Justiz von ihrer Unschuld zu überzeugen.
(Foto: AP/dpa)
Die 49-jährige Milke sitzt wegen Anstiftung zum Mord im US-Staat Arizona in der Todeszelle. Die in Berlin geborene und in den USA aufgewachsene Tochter e ines Amerikaners und einer Deutschen hat stets ihre Unschuld beteuert. Sie war dafür verurteilt worden, 1989 zwei Männer angestiftet zu haben, ihren vier Jahre alten Sohn zu erschießen.
Richter Kozinski zufolge gab es keine direkten Beweise oder Augenzeugen, die Milke mit der Tat in Verbindung gebracht hätten. In dem Prozess sei es um ihre Aussage gegen die Aussage des Polizeiermittlers gegangen. Die Jury habe dem Detektiv geglaubt, ohne zu wissen, dass der Beamte eine "lange Vorgeschichte" als Lügner hatte.
Die Staatsanwaltschaft in Arizona muss nun innerhalb eines Monats entscheiden, ob der Fall neu vor Gericht gehen soll. Ansonsten soll Milke nach Anordnung eines Bezirksgerichts freigelassen werden.
Maryland schafft Todesstrafe ab
Unterdessen entschied sich Maryland als 18. Bundesstaat der USA zur Abschaffung der Todesstrafe. Nachdem Anfang des Monats der Senat des Bundesstaates ein entsprechendes Gesetz verabschiedet hatte, stimmte nun auch das Abgeordnetenhaus dafür. Für die Abschaffung sprachen sich in der entscheidenden Abstimmung 88 Abgeordnete aus, dagegen votierten 56. Nun muss nur noch der demokratische Gouverneur Martin O'Malley das Gesetz unterzeichnen. Dies gilt als reine Formsache, O'Malley selbst hatte den Gesetzentwurf vorgelegt.
In Maryland war die Todesstrafe 1638 eingeführt worden, als der Ostküsten-Staat noch britische Kolonie war. Seit 2005 wurde die Todesstrafe in dem Bundesstaat nicht mehr vollstreckt. Fünf zum Tode verurteilte Häftlinge sitzen derzeit noch im Gefängnis. Da das Gesetz nicht rückwirkend gilt, ist ihr Schicksal derzeit offen. Allerdings wird allgemein davon ausgegangen, dass O'Malley ihre Strafe in lebenslänglich umwandelt.
Im vergangenen Jahr hatte Connecticut die Todesstrafe abgeschafft.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP