Politik

Enger Vertrauter war Mittelsmann Berlusconi: Mafia-Verbindungen?

Über die Zeit, bevor Italiens Staatschef Berlusconi in die Politik ging, wird viel spekuliert. Nun verurteilt ein Gericht einen engen Vertrauten des Ministerpräsidenten zu sieben Jahre Haft. Er soll in den 70er Jahren der Verbindungsmann zwischen Berlusconi und der Cosa Nostra gewesen sein.

Berlusconi steht derzeit mächtig unter Druck.

Berlusconi steht derzeit mächtig unter Druck.

(Foto: dpa)

Ein Vertrauter des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi hat einem Gerichtsurteil zufolge in den 1970er Jahren als Verbindungsmann zwischen dem damals aufsteigenden Geschäftsmann Berlusconi und der Mafia fungiert. Der Senator Marcello Dell'Utri sei der "Verbindungskanal" zwischen dem heutigen Ministerpräsidenten und der Cosa Nostra gewesen, hieß es in einem Urteil des Berufungsgerichts in Palermo. Das Gericht hatte Dell'Utri im Juni wegen Verbindungen zur Cosa Nostra zu sieben Jahren Haft verurteilt. Es muss nun noch vom Obersten Kassationsgerichtshof bestätigt werden.

Es sei während des Verfahrens bewiesen worden, dass Dell'Utri "Vermittlungsaktivitäten" zwischen dem Mafia-Clan und dem aufstrebenden Mailänder Geschäftsmann wahrgenommen habe, hieß es in dem 641 Seiten starken Urteil, das die italienische Nachrichtenagentur Ansa in Gänze veröffentlichte. Die Mafiabosse boten Berlusconi demnach "Schutz" an. Berlusconis Medienimperium Fininvest habe dem Clan wiederum "Schutzgeld" gezahlt, um in Sizilien nach einer entsprechenden Anfrage von Dell'Utri Sendemasten aufbauen zu dürfen.

Mafia unterstützte Parteigründung

Dell'Utri habe sich "bewusst dazu entschieden, zwischen den Interessen der Mafia und den Geschäftsinteressen Berlusconis zu vermitteln", urteilte das Gericht. Die kriminelle Gruppe habe dadurch illegal Profit machen können und sei gestärkt worden. Dem Urteil zufolge unterstützte die Cosa Nostra im Jahr 1993 auch die Gründung von Berlusconis Partei Forza Italia. Die Anschuldigung der Staatsanwaltschaft, die Partei sei gegründet worden, um Mafia-Interessen zu vertreten, wies das Gericht jedoch zurück.

Berlusconi ging erst in den 1990er Jahren in die Politik. Die Jahre zuvor, in denen er sein Geschäftsimperium aus Bau- und Medienunternehmen aufbaute, dienen seit Jahren für Verschwörungstheorien. Dell'Utri erklärte angesichts der Veröffentlichung des Gerichtsurteils: "Darin steht nichts Neues." Die Opposition rief ihrerseits dazu auf, angesichts des Urteils bei der im Dezember anstehenden Vertrauensabstimmung im Parlament gegen Berlusconi zu stimmen. Der Ministerpräsident steht wegen wackelnder Mehrheiten derzeit innenpolitisch stark unter Druck.

Quelle: ntv.de, AFP

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