Politik

Ruby-Zeugen bestochen? Berlusconi muss wieder auf die Anklagebank

Silvio Berlusconi wurde bereits zu etlichen Jahren Haft verurteilt - und saß noch keinen einzigen Tag im Gefängnis.

Silvio Berlusconi wurde bereits zu etlichen Jahren Haft verurteilt - und saß noch keinen einzigen Tag im Gefängnis.

(Foto: REUTERS)

Italiens Ex-Regierungschef soll Beweise gefälscht und Zeugen im "Ruby"-Prozess systematisch bestochen haben. Die Mailänder Justiz ermittelt - auch gegen zahlreiche junge Damen, die in der Villa des Medienzars wilde Bunga-Bunga-Partys feierten.

Seit über zwei Jahrzehnten verhandelt Silvio Berlusconi in Gerichtssälen. Dutzende Male wurde Anklage gegen den ehemaligen italienischen Regierungschef erhoben. Ein Ende ist nicht in Sicht: Jetzt laufen neue Ermittlungen wegen des Verdachts der Bestechung von Zeugen. Ihm wird vorgeworfen, im "Ruby"-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten Zeugen bestochen zu haben, wie die Staatsanwaltschaft in Mailand mitteilte.

Insgesamt laufen Ermittlungen gegen 45 Verdächtige, darunter auch Berlusconis Anwälte und zahlreiche Frauen, die bei den angeblich wilden "Bunga-Bunga"-Partys in der Villa des 77-Jährigen anwesend gewesen sein sollen und im "Ruby"-Prozess zu seinen Gunsten ausgesagt hatten.

Die Mailänder Staatsanwälte gehen davon aus, dass mehrere Zeuginnen der Verteidigung, die sich an Partys in seiner Luxusresidenz beteiligt hatten, vor Gericht gelogen haben, weil sie von Berlusconi "Monatsgehälter" für ihr Schweigen über ausschweifende Partys in der Mailänder Residenz des Medienunternehmers erhielten. Berlusconi selber hatte im April 2012 berichtet, dass er insgesamt 42 junge Frauen finanziere, die in die Ruby-Affäre involviert sind. Jede bekomme mindestens 2.500 Euro im Monat. Die Zahlung der Monatsgehälter war laut "Repubblica" Anfang dieses Jahres ausgesetzt worden, da Berlusconi Ermittlungen wegen Zeugenbestechung befürchtete.

Unter den Angeklagten ist auch die "Ruby" genannte Marokkanerin Karima El Mahroug, mit der Berlusconi Sex für Geld gehabt haben soll. In dem "Ruby"-Verfahren war der Medienzar im Juni wegen Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauchs in erster Instanz zu sieben Jahren Haft und einem lebenslangen Verbot öffentlicher Ämter verurteilt worden. Berlusconi hatte Berufung eingelegt.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft sollen Berlusconi und seine Anwälte "systematisch" die Zeugen in dem Prozess bestochen haben. Die Frauen hätten häufig identische Wörter benutzt und eine Sprache, die nicht zu ihrer sozialen Herkunft passe. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, droht dem Ex-Regierungschef ein weiterer Prozess.

Quelle: ntv.de, dsi/rts

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