Skandal zum Holocaust-Gedenktag Berlusconi verteidigt Mussolini
28.01.2013, 00:17 Uhr
Silvio Berlusconi redet nicht nur Unsinn. Wie auf diesem Foto zu sehen ist, benimmt er sich während der Gedenkveranstaltung auch noch daneben.
(Foto: AP)
Italiens Ex-Regierungschef Berlusconi verklärt einmal mehr das dunkelste Kapitel der Geschichte seines Landes. Seiner Meinung nach hat der ehemalige Diktator Mussolini viele Dinge ordentlich gemacht. Nur die Rassegesetze seien falsch gewesen. Das Mitte-Links-Lager reagiert empört.

Adolf Hitler und Benito Mussolini treffen sich am 4. Oktober 1940 am Brenner.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat am internationalen Holocaust-Gedenktag angebliche gute Seiten des ehemaligen Diktators und Verb ündeten von Adolf Hitler, Benito Mussolini, gewürdigt. "Die Rassengesetze waren der größte Fehler von Mussolini als Führer, der sich bei so vielen anderen Dingen gut gemacht hat", sagte Berlusconi am Rande einer Gedenkveranstaltung in Mailand. Aus Angst vor der deutschen Übermacht habe man es damals bevorzugt, sich mit Hitler zu verbünden statt sich ihm entgegenzustellen.
Berlusconis Aussagen lösten einen Aufschrei der politischen Linken in Italien aus und überschatteten das Gedenken an Tausende Juden, die von Italien in die Konzentrationslager deportiert wurden. Das Mitte-Links-Bündnis unter der Führung der Demokratischen Partei (PD) bezeichnete die Äußerungen als widerlich.
Angesichts der Empörung über seine lobenden Worte für die Politik des Faschisten ruderte Berlusconi später wieder zurück. Der 76-Jährige erklärte, dass er jede Art von Diktatur ablehne. "Meine historischen Analysen sind immer auf der Grundlage der Verurteilung von Diktaturen erfolgt", erklärte Berlusconi weiter. Er sei schon immer "ein historischer Freund Israels". Die Empörung über seine vorherigen Aussagen sei Wahlkampfrhetorik seiner Gegner, hieß es in der Erklärung.
Ab 1938 hatte Mussolinis Regierung eine Reihe von Rassengesetzen erlassen, die Juden in Italien diskriminierten und zu ihrer Verfolgung führten. Berlusconi sagte, Italien habe "nicht dieselbe Verantwortung wie Deutschland" für die Judenverfolgung.
Ambivalentes Verhältnis zum Diktator
Am 24. und 25. Februar finden in Italien Parlamentswahlen statt. In Umfragen führt die PD. Berlusconi tritt als Anführer einer Mitte-Rechts-Koalition zur Wahl an.
Ein Teil dieses Bündnisses hat seine Wurzeln in der alten faschistischen Partei. Es ist nicht das erste Mal, dass Berlusconi Mussolini verteidigt hat. Italien hat auch 67 Jahre nach Mussolinis Tod ein ambivalentes Verhältnis zu dem Diktator. Viele Städte haben ein Mussolini-Monument, auch die Hauptstadt Rom gehört dazu.
Quelle: ntv.de, wne/rts/AFP