Politik

PdL-Minister drohen mal wieder mit Rücktritten Berlusconis Partei spielt mit den Muskeln

42662902.jpg

Italiens Ex-Regierungschef Berlusconi ist rechtskräftig verurteilt und könnte seinen Sitz im Senat verlieren. Das wollen seine Anhänger verhindern. Nach Rücktrittsandrohung und Protestaktion folgt: wieder eine Rücktrittsandrohung.

Mit fast 77 Jahren will Berlusconi unbedingt weiter Politik machen.

Mit fast 77 Jahren will Berlusconi unbedingt weiter Politik machen.

(Foto: AP)

Mehrere italienische Abgeordnete der Partei Volk der Freiheit (PdL) des ehemaligen Regierungschefs Silvio Berlusconi haben ihren Rücktritt erklärt. Sie überreichten - öffentlichkeitswirksam vor den Kameras - Demissionsschreiben an den PdL-Chef im Abgeordnetenhaus, Renato Brunetta. Der Protest der Abgeordneten richtete sich gegen den öffentlichen Umgang mit Berlusconi, der inzwischen rechtskräftig wegen Steuerbetrugs verurteilt ist und möglicherweise seinen Platz im Senat einbüßen wird.

Am Abend zuvor hatten die PdL-Parlamentarier im Beisein Berlusconis per Akklamation einen Massenrücktritt beschlossen, sollte der "Cavaliere" seinen Sitz im Senat verlieren. Wenige Stunden später hatte Brunetta aber bestritten, dass ein Massenaustritt aus dem Parlament geplant sei, und erklärt, jeder werde nach seinem Gewissen entscheiden.

Die Berlusconi-Partei hatte in den vergangenen Wochen wiederholt damit gedroht, aus der Regierungskoalition mit der linksbürgerlichen Demokratischen Partei (DP) von Ministerpräsident Enrico Letta auszuscheiden.

Rücktritte würden die Regierung gefährden

Der Immunitätsausschuss des Senats muss in etwa einer Woche in zweiter Abstimmung entscheiden, ob Berlusconi trotz seiner Verurteilung wegen Steuerbetrugs seinen Sitz in der zweiten Parlamentskammer behalten kann. In einer ersten Abstimmung hatte der Ausschuss dies mehrheitlich abgelehnt. Die endgültige Entscheidung soll voraussichtlich Mitte Oktober im Senatsplenum erfolgen.

Ob Bluff der PdL-Parlamentarier oder nicht, Staatspräsident Giorgio Napolitano und Ministerpräsident Letta zeigten sich über das Verhalten der Berlusconi-Partei empört. Napolitano warnte angesichts der anstehenden Abstimmung über den Haushalt in dem seit zwei Jahren in der Rezession steckenden Land davor, eine Lähmung des Parlaments herbeizuführen.

Letta, der in den USA weilte, um ausländische Investoren zu gewinnen, sagte Medienberichten zufolge, dass er sich um eine Klärung der Lage kümmern werde, sobald er zurück in Rom sei.

Berlusconi, der am Sonntag 77 Jahre alt wird, war am 1. August in letzter Instanz wegen Steuerbetrugs bei seinem Medienkonzern und Korruption zu vier Jahren Haft verurteilt worden, wovon er drei Jahre nicht verbüßen muss. Weitere Verfahren sind anhängig, darunter eines wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit einer minderjährigen Prostituierten. Die Anhänger des steinreichen Medienunternehmers argumentieren, dass das sogenannte Severino-Gesetz von 2012, wonach jeder zu mehr als zwei Jahren Haft verurteilte Politiker sein Mandat verliert, nicht auf frühere Delikte anwendbar sei.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen