Politik

Peinliche Millionen-Forderung Betancourt will doch kein Geld

Ingrid Betancourt war in Kolumbien nie so beliebt wie im Ausland. Dies dürfte auf absehbare Zeit so bleiben.

Ingrid Betancourt war in Kolumbien nie so beliebt wie im Ausland. Dies dürfte auf absehbare Zeit so bleiben.

(Foto: AP)

Angesichts einer Protestwelle verzichtet die frühere kolumbianische Politikerin und FARC-Geisel Ingrid Betancourt auf eine Entschädigungsforderung an den Staat in Millionenhöhe. "Das war ein Fehler", sagte sie in einem Fernsehinterview. Sie habe nie vorgehabt, die Forderung in Höhe von umgerechnet 6,65 Millionen Euro für sich und ihre Familie wegen der mehr als sechs Jahre Geiselhaft bei den FARC-Rebellen gerichtlich durchzusetzen, betonte Betancourt.

Die Summe bezeichnete sie selbst als "absurd und symbolisch". Sie habe sich mit der Forderung nur mit anderen Ex-Geiseln solidarisch zeigen wollen, die ebenfalls Entschädigungsverhandlungen mit dem Staat führten und sie um Hilfe gebeten hätten, sagte die am 2. Juli 2008 vom Militär befreite frühere Präsidentschaftskandidatin. Außerdem habe sie die Forderung gestellt, um endlich über die Umstände ihrer Entführung sprechen zu können. Allerdings sagte sie nicht, warum sie das nicht auch in den zurückliegenden zwei Jahren hätte tun können.

Dem Staat warf Betancourt vor, sie 2002 als damalige Präsidentschaftskandidatin im Süden des Landes nicht ausreichend vor den Gefahren einer Autofahrt durch Rebellengebiet gewarnt zu haben. "Niemand hat mich zurückgehalten", klagte sie im Interview von New York aus mit dem Fernsehsender Caracol. Erst nach mehr als sechs Jahren Geiselhaft unter entsetzlichen Bedingungen war sie vor zwei Jahren zusammen mit anderen Geiseln befreit worden.

"Undankbarkeit und Habgier"

Die hohe Geldforderung Betancourts hatte scharfe Kritik des Staates, der Kirche und sogar von anderen Ex-Geiseln ausgelöst. Vizepräsident Francisco Santos geißelte das Verhalten Betancourts als Ausdruck von "Undankbarkeit und Habgier". Auch das Verteidigungsministerium reagierte pikiert. "Das Verteidigungsministerium ist überrascht und erschüttert über die genannten Forderungen, vor allem angesichts der Mühe und des Einsatzes der Streitkräfte bei der Planung und Ausführung der Operation 'Jaque'" (Befreiung Betancourts), hieß es in einer Mitteilung.

Die Regierung widersprach Betancourt auch hinsichtlich der Umstände ihrer Entführung. Sie sei sehr wohl mehrmals gewarnt worden und habe sogar eine Erklärung unterschrieben, dass sie die Autofahrt auf eigene Gefahr unternehme, sagte der damalige Friedensbeauftragte der Regierung, Camilo Gómez. Betancourt, die auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, lebt seit ihrer Befreiung außerhalb Kolumbiens.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen