Politik

Nach der Festnahme von Ministersöhnen in der Türkei Beteiligte Polizisten werden versetzt

Polizeichef Huseyin Capkin verlässt das Hauptgebäude der türkischen Polizei in Istanbul.

Polizeichef Huseyin Capkin verlässt das Hauptgebäude der türkischen Polizei in Istanbul.

(Foto: REUTERS)

Türkische Zeitungen sprechen von einer "Bestechungs-Bombe": Ministersöhne, Beamte und regierungsnahe Geschäftsleute werden von der Polizei unter Korruptionsverdacht festgenommen. Nur kurz danach verlieren hochrangige Polizisten in Istanbul ihren Arbeitsplatz.

Nach den Festnahmen von Ministersöhnen in der Türkei wegen Korruptionsvorwürfen sind Medienberichten zufolge fünf hochrangige Polizisten in Istanbul versetzt worden. Darunter seien auch Polizisten, die an den Einsätzen beteiligt gewesen seien. Bei den Razzien waren am Dienstag Dutzende Menschen festgenommen worden. Darunter waren die Söhne des Innen-, des Wirtschafts- und des Umweltministers sowie Beamte und regierungsnahe Geschäftsleute. Bei den Untersuchungen geht es unter anderem um Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit öffentlichen Ausschreibungen.

Baris Guler (mit Sonnebrille), Sohn des Innenministers Muammer Guler.

Baris Guler (mit Sonnebrille), Sohn des Innenministers Muammer Guler.

(Foto: REUTERS)

Örtliche Medien werten die Operationen als Angriff der mächtigen Bewegung des Predigers Fethullah Gülen auf die Regierung. Selbst Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wurde von den Großrazzien überrascht. Im islamischen Lager ist ein Machtkampf entflammt, der der Regierungspartei AKP gefährlich werden könnte.

Bei den Vorwürfen soll es unter anderem um illegal erteilte Baugenehmigungen gegen Schmiergeldzahlungen gehen. Die massiven Bauvorhaben in der Türkei - besonders beim Gezi-Park in Istanbul - lösten im Sommer die landesweiten Proteste aus, die die Regierung in Bedrängnis brachten. Die Demonstrationen sind abgeebbt - dafür gerät Erdogan nun von einer Seite aus unter Druck, auf der einst seine Verbündeten standen. Gülens Hizmet-Bewegung unterstützte die AKP lange Zeit und verhalf Erdogan zur Macht.

Gülen knüpft ein enges Netz

Nach Vorwürfen, er wolle aus der Türkei einen islamischen Staat machen, verließ Gülen sein Heimatland 1999. Seitdem lebt er in den USA. Seine Bewegung hat Millionen Anhänger und betreibt in mehr als 100 Ländern Schulen, darunter auch Deutschland. In der Türkei unterhalten Gülen-Anhänger zahlreiche sogenannte Dershane. Das sind Schulen, die auf die Zugangsprüfungen der Universitäten vorbereiten und nicht nur eine bedeutende Einnahmequelle, sondern auch ein Rekrutierungsort für die Hizmet-Strömung sein sollen.

Der 72-jährige Prediger selber gibt sich gläubig und fromm, zugleich aber betont weltoffen und liberal. Die auflagenstärkste türkische Tageszeitung "Zaman" gehört zu den Medien der Bewegung.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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