Steuer- und Parteispendenaffäre Bettencourt wird verhört
25.07.2010, 15:27 UhrIn der bis in Frankreichs Staatsspitze reichenden "L'Oréal-Affäre" soll an diesem Montag die reichste Frau Europas, , vernommen werden. Die Finanzpolizei wird die 87-jährige L'Oréal-Erbin, die im Mittelpunkt des seit Wochen andauernden Spenden- und Steuerskandals steht, in ihrem Stadthaus im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine verhören, wie die Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche" berichtete. Die Milliardärin wird wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und der illegalen Parteifinanzierung befragt werden.

Liliane Bettencourt
(Foto: AP)
Auch Frankreichs Arbeitsminister Eric ist in die Affäre verwickelt. Ihm wird vorgeworfen, größere Summen zur Finanzierung des Präsidentschaftswahlkampfs von Nicolas Sarkozy angenommen zu haben. Der Minister soll voraussichtlich am Dienstag werden.
Berater bestreitet Verwicklung
Derweil bestritt Bettencourts Vermögensverwalter, Woerth mit illegalen Parteispenden bedacht zu haben. Mit dem persönlichen Besitz der Bettencourt-Familie habe er nie zu tun gehabt, sagte dem "Journal du Dimanche". Die Anschuldigungen kamen von der früheren Bettencourt-Buchhalterin Claire Thibout. De Maistre bezeichnete sie als "schlicht lächerlich".
Die Affäre begann mit einem Rechtsstreit zwischen der L'Oréal-Milliardärin und ihrer einzigen Tochter Françoise Meyers-Bettencourt. Die Tochter wirft ihrer Mutter vor, sie sei nicht im Besitz ihrer geistigen Kräfte und werfe mit Geld um sich. Rund 993 Millionen Euro soll sie in Form von Lebensversicherungen, Schecks, Gemälden und Immobilien dem Fotografen François-Marie Banier geschenkt haben.
Tochter unterliegt vor Gericht
Das von der Tochter beantragte Entmündigungsverfahren wurde erst vor wenigen Tagen abgelehnt. Aus Bettencourts Umfeld war am Freitag verlautet, von ihrem Vermögen von derzeit 15,6 Milliarden Euro sollten nach ihrem Tod 92 Prozent ihre Tochter und ihre beiden Enkel erben.
Im Zusammenhang mit dem Streit zwischen Mutter und Tochter hatten heimlich aufgenommene Gespräche aus Bettencourts Villa zu weiteren Enthüllungen geführt. Die L'Oréal-Hauptaktionärin soll demnach Steuern in Millionenhöhe hinterzogen und zwei Konten in der Schweiz haben. Von dem Vermögen sollen 80 Millionen auf Konten in Vevey und Genf liegen. Außerdem wird der reichsten Frau Frankreichs vorgeworfen, sie habe die konservative Regierungspartei UMP sowie Präsident Sarkozy mit illegalen Partei- beziehungsweise Wahlkampfspenden unterstützt.
Arbeitsminister Woerth war in den vergangenen Jahren Schatzmeister der Regierungspartei UMP. Er soll 150.000 Euro zur Finanzierung des Wahlkampfs von Sarkozy im Jahr 2007 angenommen haben. Der Vertraute Sarkozys, der derzeit die umstrittene Rentenreform durchsetzen soll, weist alle Vorwürfe zurück. Nach französischem Recht dürfen Einzelpersonen Parteien jährlich lediglich einen Betrag von maximal 7500 Euro zukommen lassen, davon nur 150 Euro in bar.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP