Was war wirklich auf der Mailbox? "Bild" hilft Wulff auf die Sprünge
06.01.2012, 16:11 Uhr
Christian Wulff ist gegen die Veröffentlichung des Mitschnittes seines Telefonanrufes bei der "Bild"-Zeitung.
(Foto: dpa)
Glaubt man dem Bundespräsidenten, wollte dieser die Berichterstattung über seinen Privatkredit nur verschieben. Wulff habe die Berichterstattung klar verhindern wollen, hält die "Bild"-Zeitung dagegen. Um Wulffs Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, habe man dem Bundespräsidenten nun eine Abschrift des kompletten Wortlauts zukommen lassen.
Seit Tagen wird über den wahren Inhalt der Mailbox-Nachricht gerätselt. Hat Christian Wulff die Berichterstattung über seinen privaten Hauskredit wirklich nur verschieben wollen, oder ging der Bundespräsident viel weiter? Aussage steht gegen Aussage. Die "Bild"-Zeitung übermittelte Wulff nun eine Abschrift des Wortlauts seines Anrufs auf die Mailbox von Chefredakteur Kai Diekmann. Dies sei geschehen, damit sich Wulff "bei Aussagen darüber nicht nur auf seine Erinnerung stützen muss", teilte der Springer-Verlag mit.
Zugleich bekräftigte die "Bild"-Chefredaktion ihre Entscheidung, eine Veröffentlichung nicht ohne Zustimmung des Bundespräsidenten vorzunehmen. Wulff hatte diese Zustimmung nicht erteilt.
Bestätigung für Wulffs Version
Zuvor war bekannt geworden, dass Wulff in seiner umstrittenen Mailbox-Nachricht tatsächlich um einen Aufschub der Berichterstattung über die Kreditfinanzierung seines Hauses gebeten habe. Wulff habe, wie von ihm behauptet, von einer "Verschiebung" gesprochen, berichtete die ARD unter Berufung auf eine mit dem Mitschnitt der Nachricht vertraute Quelle.
Demnach kenne ein Journalist der "Süddeutschen Zeitung" den Inhalt der Mailbox-Nachricht und bestätigte der ARD, dass Wulff von einer Verschiebung gesprochen habe. Zugleich sei Wulffs Anruf aber auch ein "Flehen und Drohen" gewesen, bei dem die Worte "Krieg führen" und "Strafantrag" gefallen seien.
Unklar sei allerdings, ob Wulff vielleicht im Gesamtkontext der Nachricht auch verlangt habe, dass die Berichterstattung nicht veröffentlicht werde. Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor angegeben, Wulff habe die Berichterstattung mit seinem Anruf gänzlich unterbinden wollen. Mit der Aufforderung Diekmanns an Wulff, einer Veröffentlichung des Wortlauts auf der Mailbox zuzustimmen, schaukelte sich die Angelegenheit hoch.
"Kein Machtkampf"
Diekmann selbst stellte in einem "Bild"-Kommentar klar, dass es seine Zeitung keineswegs auf ein Duell mit Wulff anlege: Wer "den Fall und die Probleme des Bundespräsidenten jetzt zu einem 'Machtkampf' zwischen dem ersten Mann im Staat und der größten Zeitung im Land aufpumpt, der geht wahrhaft völlig in die Irre." Die Medien spielten in der Debatte zwar eine Rolle. Diekmann: "Sie stellen Fragen, decken Fehler auf, legen Widersprüche bloß. Aber sie entscheiden nicht. Das tun die politischen Parteien. Die Bürger, die sich ihr Urteil bilden. Und ganz zuerst Christian Wulff selbst."
Wulff hatte am Donnerstag in seiner Antwort auf die Bitte um Veröffentlichung seines Telefonanrufes bei der "Bild"-Zeitung formuliert, dass seine Worte ausschließlich für Diekmann bestimmt gewesen seien. "Dabei sollte es aus meiner Sicht auch bleiben." Die Zeitung hatte zuvor Wulffs Version widersprochen und ihn gebeten, die umstrittenen Äußerungen auf der Mailbox von Chefredakteur Diekmann verbreiten zu dürfen. "Bild" bedauerte die Entscheidung.
Quelle: ntv.de, dsi//dpa/AFP