"Von Osama an Obama" Bin Laden meldet sich
24.01.2010, 20:01 UhrAl-Kaida-Chef Osama bin Laden droht den USA in einer ihm zugeschrieben Audiobotschaft mit weiteren Anschlägen. In der Botschaft bekennt sich der Extremistenführer zudem zu dem vereitelten Anschlag von Detroit.
Der untergetauchte Führer des Terrornetzes Al-Kaida, Osama bin Laden, hat sich erstmals zu dem vereitelten Flugzeuganschlag von Detroit bekannt und den USA mit neuen Terrorangriffen gedroht. In einer Tonaufzeichnung, die vom arabischen Fernsehsender Al-Dschasira gesendet wurde, wandte er sich direkt an US-Präsident Barack Obama, "von Osama an Obama", wie er sagte. "Die Botschaft, die ich euch durch das Flugzeug des Helden Umar Farouk übermitteln will, bestätigt die frühere Botschaft, die euch die Helden vom 11. September übermittelt haben", sagte der Top-Terrorist.
Der Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab hatte am ersten Weihnachtstag des Vorjahrs versucht, ein Flugzeug beim Landeanflug auf Detroit in die Luft zu sprengen. Andere Passagiere hatten ihn aber daran gehindert, den in seinen Unterhosen versteckten Sprengsatz zu zünden. Der verhinderte Attentäter befindet sich nun in den USA in Untersuchungshaft. Er soll vom Al-Kaida-Ableger im Jemen für die Tat ausgebildet und mit der Bombe ausgerüstet worden sein. Die Organisation Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) hat sich bereits zu dem Anschlag bekannt. Wäre der Plan aufgegangen, wäre es der erste Anschlag des Terrornetzes seit dem 11. September 2001 in den USA gewesen.
Bin Laden drohte in der Audiobotschaft, die nach Angaben von Al-Dschasira vor knapp einem Monat aufgenommen wurde, mit weiteren Terrorangriffen gegen die USA. "Amerika wird nie davon träumen können, in Frieden zu leben, solange wir es nicht in Palästina können", sagte er. "Es ist unfair, dass ihr ein sicheres Leben genießt, während unsere Brüder in Gaza schwer leiden", fügte er hinzu. Die Angriffe gegen die USA würden nicht enden, "so lange ihr Israel unterstützt".
"Hohle Rechtfertigung"
Die Echtheit des Bandes stand zunächst nicht fest. Die US-Regierung bestätigte die Echtheit der Audiobotschaft zunächst nicht. Unabhängig davon sagte Obamas Spitzenberater David Axelrod dem Sender CNN, das Tonband enthalte "die gleiche hohle Rechtfertigung für das Massenabschlachten von Unschuldigen". Dies unterstrich auch der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs. Er sagte dem Sender Fox, bin Laden sei "nichts weiter als ein Terrorist, ein feiger Gauner und Mörder, der eines Tages - und ich hoffe bald - vor Gericht gestellt wird".
Experten nehmen Warnung ernst
Das auf die Beobachtung islamischer Webseiten spezialisierte Unternehmen IntelCenter nahm die Warnung des Al-Kaida-Chefs ernst. Die Botschaft verfüge über ein "spezielles Vokabular", das bin Laden auch in früheren Erklärungen verwendet habe, erklärte das Unternehmen. Dies sei ein "Hinweis auf einen möglichen Anschlag in den nächsten zwölf Monaten".
Der Sender Al Dschasira, der regelmäßig Botschaften des Al-Kaida-Chefs verbreitet, bestätigte, dass es sich auf dem Tonband um bin Ladens Stimme handele. Bin Laden äußerte sich damit nur wenige Tage vor der internationalen Jemen-Konferenz am Mittwoch in London. Dabei soll es um einen koordinierten Einsatz gegen AQAP gehen.
Bin Laden meldet sich immer wieder mit Audiobotschaften zu Wort. Zuletzt hatte er im vergangenen September ein Ende der Kriege in Afghanistan und im Irak gefordert und vor den Bundestagswahlen mit Anschlägen in Deutschland gedroht. Derartige Einwürfe, die meist auch Anspielungen auf aktuelle Ereignisse enthalten, sollen beweisen, dass der Terrorführer am Leben ist und die volle Kontrolle über die von ihm gegründete Organisation hat.
Zweifel an bin Ladens Führerschaft
Experten bezweifeln Letzteres allerdings. Einzelne Ableger der Al Kaida in der islamischen Welt würden demnach inzwischen völlig unabhängig vorgehen. Bin Laden, von dem man vermutet, dass er sich in den pakistanischen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan versteckt, sei unter diesen Bedingungen nicht mehr in der Lage, ein derartiges Netzwerk zu kontrollieren.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP