Rückfall in die Autokratie? Birma verhaftet Studentenführer
06.07.2012, 22:19 Uhr
(Foto: REUTERS)
Vor 50 Jahren wurden in Rangun Studentenproteste brutal niedergeschlagen. Regelmäßig gedenken junge Menschen den Opfern von damals. Nun werden am Tag vor der Veranstaltung 20 Aktivisten verhaftet, die an der Organisation beteiligt sind.
In Birma sind nach Angaben einer Studentenbewegung mindestens 20 Studentenführer festgenommen worden. Die Festnahme geschah einen Tag vor einer Gedenkveranstaltung für die Opfer eines niedergeschlagenen Studentenprotests vor 50 Jahren, sagte Thet Zaw von der Studentenbewegung. Es ist die größte Verhaftungswelle in Birma seit der Auflösung der Militärjunta im März 2011.
Nach Angaben der Bewegung wurden die 20 Studentenaktivisten in mehreren Städten des Landes in Gewahrsam genommen. Sie seien in Rangun, in Shwebo, Mandalay und Lashio abgeführt worden, sagte Thet Zaw. Fünf der festgenommenen Studentenanführer sei gesagt worden, die Beamten wollten "mit ihnen sprechen", sagte sein Mitstreiter Ko Ko Gyi. "Ich denke, dass sie mitgenommen wurden, weil sie für den 7. Juli eine Gedenkzeremonie geplant haben", ergänzte er. Diese solle aber "in jedem Fall" stattfinden, bekräftigte Ko Ko Gyi. Es wird damit gerechnet, dass daran Aktivisten von früher wie auch jüngere Unterstützer der Demokratiebewegung teilnehmen.
Behörden bestätigen fünf Festnahmen
Am 7. Juli 1962 waren an der Universität von Rangun Studentenproteste blutig niedergeschlagen worden, die sich gegen die kurz zuvor an die Macht geputschte Führung von General Ne Win richteten. Dabei wurden Dutzende Menschen getötet. Einen Tag später sprengte die Junta damals ein Gebäude der Studentenbewegung in die Luft. In den Jahren darauf leisteten die Studenten immer wieder Widerstand gegen die Herrschaft der Junta.
Ein Vertreter der birmanischen Behörden bestätigte lediglich die Festnahme von fünf Studentenführern. Sie seien bei sich zu Hause in Rangun abgeführt worden, sagte er. Drei von ihnen waren demnach erst im Januar unter einer Amnestie für hunderte politische Gefangene aus dem Gefängnis freigekommen.
Nach dem Ende der jahrzehntelangen Herrschaft der Militärjunta wird das südostasiatische Land inzwischen von einer formal zivilen Regierung unter Ex-General Thein Sein geführt, die erste Schritte zu einer vom Westen begrüßten Öffnung des Landes eingeleitet hat. Unter anderem ermöglichte der neue Präsident Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi eine Rückkehr in die Politik.
Quelle: ntv.de, AFP