Politik

Lasst britische Matrosen frei Blair appelliert an Iran

Der britische Premierminister Tony Blair hat sich am Sonntag persönlich in die Krise um 15 vom Iran festgenommene Soldaten eingeschaltet und eindringlich ihre Freilassung gefordert. Blair sprach am Rande des Berliner EU-Gipfels von einer "sehr ernsten Situation". Er hoffe, dass die Regierung in Teheran verstehe, wie bedeutsam die Angelegenheit für Großbritannien sei. Frankreichs Präsident Jacques Chirac stärkte Blair den Rücken und erklärte, die Briten hätten keine iranischen Hoheitsrechte verletzt. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft verlangte von der Regierung in Teheran am Wochenende, die Seeleute sofort freizulassen. Iranische Soldaten hatten die Briten am Freitag auf einem Grenzfluss zum Irak festgesetzt.

Am Wochenende liefen die internationalen Bemühungen für eine Freilassung der Seeleute auf Hochtouren: Der britische Botschafter im Iran forderte am Sonntag Zugang zu den Gefangenen. Großbritannien hatte am Vortag den iranischen Botschafter erneut zu Gesprächen einbestellt, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen. Die Krise gibt den Auseinandersetzungen um das iranische Atomprogramm zusätzliche Brisanz: Am Samstag beschloss der UN-Sicherheitsrat härtere Sanktionen gegen die Islamische Republik wegen ihrer Weigerung, die umstrittene Uran-Anreicherung auszusetzen.

Das iranische Außenministerium sprach von einer "verdächtigen Handlung" der britischen Marine auf einem Grenzfluss zum Irak und wirft Großbritannien den Bruch internationalen Rechts vor. Die Verletzung iranischer Hoheitsgewässer belegten auch "Geständnisse" der Festgenommenen, sagte ein Militärvertreter am Samstag im staatlichen Rundfunk: "Die Untersuchung läuft, sie sind gesund und es gibt keine Probleme." Dem widersprachen Blair und Chirac in Berlin: Es sei unzweifelhaft, dass die britischen Soldaten auf irakischen Gewässern festgesetzt worden seien.

Nach britischen Regierungsangaben ereignete sich der Vorfall im irakischen Teil des Grenzflusses Schatt al Arab, der in den Persischen Golf mündet. Marinesoldaten hätten ein Handelsschiff durchsucht, als sie von den Iranern festgenommen worden seien. Der britische Einsatz war demnach von den Vereinten Nationen (UN) genehmigt. Auch nach den Worten eines irakischen Fischers, der den Zwischenfall beobachtet haben will, befanden sich die Briten in irakischen Gewässern.

Die iranische Agentur Fars meldete, die 15 Marinesoldaten seien nach Teheran gebracht worden, wo sie ihre "aggressive Handlung" erklären sollten. Unter ihnen seien auch Frauen. Das britische Außenministerium konnte den Bericht nicht bestätigen.

Der britische Botschafter Geoffrey Adams habe im iranischen Außenministerium um detaillierte Auskunft zum Verbleib der Seeleute gebeten, sagte ein britischer Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters in Teheran. Zudem habe er direkten Zugang zu ihnen verlangt. Das iranische Außenministerium habe zugesagt, die Anfrage zu prüfen.

2004 war es zu einem ähnlichen Zwischenfall gekommen. Damals hielten iranische Truppen acht britische Soldaten fest, ließen sie aber nach drei Tagen wieder frei. Der Regierung in Teheran zufolge hatten sich die Soldaten in iranischen Gewässern aufgehalten. Großbritannien bestritt dies indes.

Quelle: ntv.de

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