Psychokrieg um Soldaten Blair droht mit Härte
03.04.2007, 07:26 UhrDer Psychokrieg um die britischen Soldaten, die vom Iran festgehalten werden, ist möglicherweise in eine entscheidende Phase getreten. Die "nächsten 48 Stunden" könnten in den Bemühungen um die Freilassung der Briten "recht entscheidend sein", sagte der britische Premierminister Tony Blair in einem Rundfunkinterview.
Später drohte Blair mit Härte. Die britische Regierung bevorzuge "friedliche, ruhige Verhandlungen, um unsere Leute so schnell wie möglich zurück zu bekommen", sagte Blair. Er wolle aber zugleich "klar machen, dass wir, wenn dies nicht möglich ist, zunehmend härtere Entscheidungen treffen müssen". Was damit konkret gemeint sein könnte, wollte Blair "im Moment nicht sagen". Es sei nun an der iranischen Regierung eine Reaktion auf britische Verhandlungsangebote zu übermitteln.
Aussagen relativiert
Die britische Außenministerin Margaret Beckett relativierte Blairs Aussagen und sämpfte die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Krise mit dem Iran. "Ich würde Sie dringend bitten, vorsichtig zu sein, eine zügige Lösung zu erwarten", sagte die Ministerin am Dienstag vor Journalisten.
Großbritannien suche im Fall der 15 gefangenen britischen Soldaten keine militärische Auseinandersetzung mit dem Iran, bekräftigte Beckett. Die Regierung wolle die Angelegenheit weiter auf dem diplomatischen Weg lösen. Dies könne jedoch eine Weile dauern.
Ölpreis gibt nach
Einige Beobachter interpretierten Blairs Bemerkungen als indirektes Ultimatum an Teheran, die Geiseln binnen 48 Stunden freizulassen. Auf den Märkten wurden Blairs Worte allerdings als Zeichen der Entspannung gewertet. Der Ölpreis gab um mehr als einen Dollar nach.
Die 15 britischen Soldaten waren am 23. März im Mündungsgebiet des Schatt el Arab von iranischen Revolutionsgarden festgenommen worden. Nach britischer Darstellung ereignete sich die Festnahme in irakischen Hoheitsgewässern, nach iranischer Darstellung waren die Briten in iranische Gewässer eingedrungen.
In dem Rundfunkinterview würdigte Blair Äußerungen des iranischen Spitzenpolitikers Ali Laridschani, wonach auch Teheran eine diplomatische Lösung anstrebe. Laridschani ist der Vorsitzende des iranischen Sicherheitsrats. Am Montagabend hatte er einem britischen Fernsehsender gesagt, er sehe keinen Grund, die Soldaten vor Gericht zu stellen.
Ahmadinedschad verschiebt Pressekonferenz
"Unsere Priorität ist es, das Problem auf diplomatischem Wege zu lösen", erklärte Laridschani, der auch für die Verhandlungen mit dem Westen über das iranische Atomprogramm zuständig ist. "Das scheint eine gute Zukunftsaussicht zu bieten", sagte Blair zu dem TV-Interviews Laridschanis.
Eine mit Spannung erwartete Pressekonferenz des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad wurde auf Mittwoch verschoben. Gründe nannte die Regierung nicht. Politische Beobachter in London äußerten die Ansicht, dass dies günstig für die Suche nach einer Lösung sein könne. Neue heftige Vorwürfe Ahmadinedschads gegen Großbritannien könnten Verhandlungen überschatten, hieß es in Regierungskreisen. Ahmadinedschad nutzt regelmäßig Pressekonferenzen, um westliche Staaten verbal zu attackieren.
Keine Gegenleistungen
Unterdessen hat US-Präsident George W. Bush einen Austausch von fünf Iranern für festgehaltenen britischen Marinesoldaten abgelehnt. Es werde keine Gegenleistung für die britischen Geiseln geben, sagte Bush am Dienstag in Washington. Die Gefangennahme der Briten sei durch nichts zu verteidigen. Er unterstütze die Bemühungen der britischen Regierung, das Problem friedlich beizulegen.
Ein Beamter des iranischen Außenministeriums hatte erklärt, die Freilassung von fünf "iranischen Diplomaten" könne "hilfreich" sein.
Quelle: ntv.de