Politik

"Super-Bulle" packte aus Bo Xilai beschimpft ehemaligen Polizeichef

Trotz öffentlich geführtem Prozess lässt das Volksgericht keine ausländischen Journalisten zu.

Trotz öffentlich geführtem Prozess lässt das Volksgericht keine ausländischen Journalisten zu.

(Foto: Reuters)

In China spielt sich derzeit ein Politkrimi ab. Hauptdarsteller: Der angeklagte Bo Xilai, einst Spitzenfunktionär der Partei. Seine Frau bezeichnet der frühere lokale KP-Vorsitzende vor Gericht als "verrückt". Seinen damaligen Polizeichef Wang Lijun beschimpft Bo als Lügner.

Der gefallene Politstar Bo Xilai hat vor Gericht in China einen wichtigen Zeugen der Anklage scharf attackiert. Die Darstellungen seines ehemals engen Vertrauten Wang Lijun seien "voll von Lügen und Betrug ", sagte Bo. "Seinen Aussagen darf überhaupt kein Vertrauen geschenkt werden", forderte der 64-Jährige, der wegen Korruption, Veruntreuung und Amtsmissbrauch angeklagt ist.

Die Aussagen seines einstigen Vertrauten Wang belasten Bo schwer.

Die Aussagen seines einstigen Vertrauten Wang belasten Bo schwer.

(Foto: Reuters)

Als KP-Vorsitzender der 30-Millionen-Metropole Chongqing hatte Bo mit einer Reihe umstrittener Kampagnen einen Teil der Parteiführung gegen sich aufgebracht. Wang Lijun spielte eine Schlüsselrolle in dem Skandal um Bo und dessen Frau Gu Kailai. 2011 war ein Freund der Familie vergiftet in seinem Hotelzimmer in Chongqing aufgefunden worden. Als Polizeichef von Chongqing hatte Wang seinem Chef Bo Anfang 2012 von dem Mordverdacht gegen dessen Frau erzählt.

Bo geht auf Zeugen los

Als Bo Wang nicht ernst nahm, flüchtete der "Super-Bulle" in ein US-Konsulat und packte aus. Soweit hätte es nicht kommen dürfen, gestand Bo Xilai vor Gericht ein. "Ich schäme mich." Entgegen des Vorwurfs von Wang habe er aber nicht geholfen, den Mord zu vertuschen. Wangs Aussagen seien nichts wert. Er trete nicht als Unbeteiligter auf, sondern wolle Bo bewusst schaden.

Bos Frau Gu ist wegen Mordes an dem Briten Neil Heywood verurteilt worden.

Bos Frau Gu ist wegen Mordes an dem Briten Neil Heywood verurteilt worden.

(Foto: REUTERS)

Wang Lijun war nach seiner Flucht wegen Korruption, Fahnenflucht und Amtsmissbrauchs zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Bos Frau Gu Kailai bekam wegen Mordes an dem britischen Geschäftsmann Neil Heywood im August 2012 eine Todesstrafe auf Bewährung. Gu, die ihren Mann in einer vorab aufgezeichneten Videoaufnahme belastete, beschrieb Bo als "verrückt". Wang warf er einen "schlechten Charakter" vor.

Nachdem der umstrittene Spitzenfunktionär zunächst bei der Verhandlung alle Korruptionsvorwürfe abgestritten hatte, räumte er zuletzt teilweise seine Verantwortung für unterschlagene Gelder ein. Seine Frau sei für verschwundene fünf Millionen Yuan (etwa 610.000 Euro) für ein Bauprojekt verantwortlich. Trotzdem liege auch bei ihm selbst eine Verantwortung. Er hätte sich besser um den Verbleib des Geldes kümmern müssen. "Ich war zu sorglos. Das waren schließlich Staatsgelder", räumte Bo ein.

Prozess wird am Montag fortgesetzt

Das Gericht hat die Verhandlung nach knapp drei Stunden unterbrochen. Für Montag wurde ein weiterer Prozesstag angesetzt. Bo Xilai droht eine lange Haftstrafe. Auf Korruption und Unterschlagung steht in China im schlimmsten Fall die Todesstrafe. Machtmissbrauch wird in der Regel mit langen Haftstrafen geahndet.

Bei dem Verfahren gegen Bo gestattete Chinas Führung überraschend eine größere Öffentlichkeit. Seit dem ersten Tag veröffentlicht das Volksgericht regelmäßig Gesprächsprotokolle aus der Verhandlung. Trotzdem sind keine ausländischen Journalisten im Gericht zugelassen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen