Heldenkult im TV "Bolívar ist zurückgekehrt"
17.07.2010, 13:54 UhrDas war doch mal ein Spätprogramm der anderen Art im venezolanischen Fernsehen. Staatschef Chávez lässt die Knochen seines politischen Vorfahren Bolívar zeigen. Er will klären lassen, ob Bolívar ermordet wurde.
Die sterblichen Überreste des südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfers Simón Bolívar sind nach ihrer Exhumierung im venezolanischen Fernsehen gezeigt worden. "Da ist der lebendige Bolívar, mehr als ein Skelett", sagte Staatschef Hugo Chávez nach der Übertragung der Bilder.
"Der große Bolívar ist zurückgekehrt. Er wirft sein Licht auf ein Volk, das ihn für immer lieben wird." Zuvor hatte er angekündigt, die sterblichen Überreste Bolívars würden von Spezialisten aus Venezuela und Spanien untersucht. Es seien DNA-Proben entnommen worden, um sicherzustellen, dass es sich bei dem Skelett um das von Bolívar handle. Auch seien Tomographien des Schädels und aller Knochen gemacht sowie Röntgenbilder angefertigt worden.
Wissenschaftler wollen überprüfen, ob der Nationalheld 1830 wirklich wie bislang angenommen an Tuberkulose starb, oder - wie Chávez mehrfach behauptete - einem Giftmord zum Opfer fiel. Zudem soll Bolívar eine neue Ruhestätte erhalten. "Bolívar verdient einen neuen Pantheón. Das Projekt wird gerade ausgearbeitet und wir werden bald damit beginnen."
Nichts für Kinder
Die Bilder der sterblichen Überreste wurden um 23.00 Uhr Ortszeit gezeigt, Kinder sollten sie nicht sehen. Zu sehen war eine Gruppe von Wissenschaftlern in Kitteln und mit Handschuhen, die den Sarg Bolívars mit seinen sterblichen Überresten untersuchten. Während der Übertragung lief die venezolanische Nationalhymne. An der Exhumierung nahmen auch Innenminister Tareck El-Aissami und Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Díaz teil.
Bolívar (1783-1830) war der bedeutendste Anführer Südamerikas im Kampf gegen die spanische Kolonialherrschaft. Mit dem Aufstand in der heutigen venezolanischen Hauptstadt Caracas gegen die spanische Kolonialmacht begann am 19. April 1810 unter seiner Führung der venezolanische Unabhängigkeitskampf. Seine sterblichen Überreste lagen seit 1876 im Panthéon von Caracas. Mit seiner "Revolution für einen Sozialismus des 21. Jahrhunderts" sieht sich der umstrittene Staatschef Chávez in direkter Nachfolge Bolívars, er ließ den Namen seines Landes sogar in Bolivarische Republik Venezuela ändern.
Quelle: ntv.de, AFP