Beschwerde der Anschlagsopfer? Boston-Attentäter in Gefängnis verlegt
27.04.2013, 00:37 Uhr
Der 19-jährige mutmaßliche Attentäter wurde bei seiner Festnahme schwer am Mund verwundet.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine Woche nach seiner Festnahme ist der überlebende der beiden als Täter des Bombenanschlags vom Boston-Marathon geltenden Brüder in ein Gefängnis verlegt worden. Wegen seiner schweren Verletzungen musste der junge Mann bisher im Krankenhaus behandelt werden. Die Ermittlungen der Behörden richten sich inzwischen auf die Mutter des tschetschenischen Brüderpaares.

Ansor Zarnajew, der Vater der beiden Brüder, kündigte an, in die USA zurückkehren zu wollen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der überlebende Verdächtige des Anschlags auf den Boston-Marathon ist vom Krankenhaus ins Gefängnis verlegt worden. Dschochar Zarnajew sei in die medizinische Abteilung einer Haftanstalt in Devens im US-Bundesstaat Massachusetts überstellt worden, wie es von Seiten der zuständigen Behörden heißt. Zarnajew erlitt bei einer Schießerei mit der Polizei einen Mund-Durchschuss, den er sich Ermittlern zufolge wohl bei einem Selbstmordversuch zufügte, sowie eine Schussverletzung am Bein.
Nach seiner Festnahme vor einer Woche wurde Dschochar Zarnajew zunächst im Krankenhaus Beth Israel Deaconess in Boston behandelt. Nun befindet er sich im Gefängnis von Devens, etwa 65 Kilometer nordwestlich der Stadt an der US-Ostküste. Über Gründe für die Verlegung und Details zum gesundheitlichen Zustand des 19-Jährigen sagten die Behörden nichts. Der Nachrichtensender CNN berichtet jedoch, dass sich einige der Anschlagsopfer in dem Krankenhaus darüber beschwert hätten, dass der mutmaßliche Attentäter dort ebenfalls behandelt werde.
Dschochar Zarnajew soll zusammen mit seinem 26 Jahre alten Bruder Tamerlan am Montag vergangener Woche den Doppel-Anschlag in Boston verübt haben, bei dem drei Menschen getötet und mehr als 260 verletzt worden waren. Tamerlan Zarnajew wurde auf der Flucht getötet, der jüngere Bruder schwer verletzt gefasst. Das Brüderpaar stammt aus einer tschetschenischen Familie und lebte seit Jahren in den Vereinigten Staaten.
Mutter der mutmaßlichen Attentäter gerät ins Visier der Ermittler
Die Ermittler interessierten sich nach Angaben von US-Abgeordneten nun auch für die Mutter der Verdächtigen, die in der russischen Kaukasus-Republik Dagestan lebt. Dabei werde untersucht, ob Subeidat Zajarnew für die Hinwendung ihrer Söhne zum Islamismus verantwortlich sei. Vor allem interessieren sich die Ermittler den Angaben zufolge für einen sechsmonatigen Kaukasus-Aufenthalt von Tamerlan Zarnajew im vergangenen Jahr. Der Abgeordnete Dutch Ruppersberger sagte am Freitag, dass auch eine mögliche Verbindung der Mutter zu terroristischen Gruppen geprüft werde.
Die Eltern Ansor und Subeidat Zarnajew, die im vergangenen Jahr aus den USA nach Dagestan gezogen waren, weisen eine Schuld ihrer Söhne zurück. Der Vater hatte angekündigt, am Freitag in die USA zurückzukommen, um "alles aufzuklären". Laut CNN verschob er die Reise aber auf unbestimmte Zeit.
Die Brüder planten offenbar auch einen Anschlag auf dem belebten Times Square im Herzen von Manhattan. Dies habe Dschochar Zarnajew Agenten der US-Bundespolizei FBI an seinem Krankenbett gestanden, sagte der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg. Nach Polizeiangaben ging der Plan jedoch nicht auf, da das von den Brüdern gestohlene Auto nicht mehr genügend Benzin im Tank hatte und der entführte Fahrer des Wagens den Stopp an einer Tankstelle zur Flucht nutzte. Sein Notruf habe dann die Verfolgungsjagd ausgelöst, an der tausende Polizisten beteiligt gewesen seien.
Quelle: ntv.de