NS-Vergangenheit des Auswärtigen Amtes Botschaften sollen Porträts abhängen
23.11.2010, 15:20 UhrFünf Jahre lang hatte eine international besetzte Historikerkomission über die Verstrickungen des Außenministeriums mit dem Nazi-Regime geforscht. Am Ende stand das klare Urteil, das Amt war Teil der verbrecherischen Politik. Die neue Einsicht soll nun auch in den deutschen Botschaften im Ausland sichtbar werden.
Wegen der NS-Vergangenheit des Auswärtigen Amtes sollen in Deutschlands Auslandsvertretungen künftig nur noch Botschafter-Porträts aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hängen. Dies geht aus einem Runderlass hervor, der nach der Veröffentlichung einer Historikerstudie zum Verhalten von deutschen Diplomaten im Dritten Reich verschickt wurde. Aus den jeweiligen "Ahnengalerien" der Botschaften sollen alle Porträts verschwinden, die Botschafter aus der Zeit vor 1951 zeigen.
Das Außenministerium bestätigte entsprechende Zeitungsberichte. Die "Empfehlung" geht auf eine Arbeitsgruppe zurück, die Außenminister Guido Westerwelle (FDP) infolge der Studie "Das Amt und die Vergangenheit" eingesetzt hatte.
Kritische Begleitung
Demnach sollen in den "Ahnengalerien" nur noch in Ausnahmefällen Botschafter aus früheren Jahren zu sehen sein. Falls bundesdeutsche Botschafter - also Diplomaten aus den Jahren 1951 bis heute - eine braune Vergangenheit haben, sollen die aufgehängten Porträts ergänzende Erläuterungen bekommen. Die Arbeitsgruppe forderte die Botschaften zugleich auf, alle eigenen Veröffentlichungen mit Bezug auf die NS-Vergangenheit "kritisch zu überprüfen".
Die Studie war vom früheren Außenminister Joschka Fischer (Grüne) 2005 in Auftrag gegeben worden, nachdem es Streit um Nachrufe für Diplomaten mit NS-Vergangenheit gegeben hatte. Nach ihren Ergebnissen war das AA im Dritten Reich viel stärker an der Verfolgung und Ermordung von Juden beteiligt als allgemein bekannt. Zudem kam heraus, dass im Ministerium nach 1945 erheblicher Aufwand betrieben wurde, um die eigene Nazi-Vergangenheit zu vertuschen.
Quelle: ntv.de, dpa