IS steht zwei Kilometer vor Kobane Briten fliegen erste Luftangriffe im Irak
01.10.2014, 07:11 Uhr
Ein amerikanisches Kampfflugzeug wird in der Luft betankt - und dabei fotografiert.
(Foto: AP)
Nach den USA und ihren Verbündeten greift auch Großbritannien in die Kämpfe im Irak und in Syrien ein. Mit Luftangriffen werden kurdische Kämpfer unterstützt, teilt London mit. Im syrischen Kobane spitzt sich die Lage zu. Die Türkei berät über eine militärische Aktion.
Britische Kampfflugzeuge haben erstmals Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak angegriffen. Wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte, unterstützten die Tornado-Maschinen dabei kurdische Kämpfer, die sich im Nordwesten Gefechte mit IS-Einheiten lieferten.
Bei den Luftangriffen seien eine mit schweren Waffen bestückte Stellung sowie ein Fahrzeug der Extremisten beschossen worden, wurde in London erklärt. Die Luftangriffe wurden als erfolgreich bezeichnet. Das Unterhaus in London hatte Ende vergangener Woche den Weg für Luftschläge freigemacht. Australien unterstützte erstmals den Einsatz mit Aufklärungs- und Tankflugzeugen. Das teilte Premierminister Tony Abbott dem Parlament in Canberra mit. Er bezeichnete die Miliz als "apokalyptischen Todeskult". Ob das Land auch Luftangriffe fliegt, ist noch nicht entschieden.
Kurdische Einheiten vertrieben die IS-Miliz unterdessen aus mehreren Orten im Nordirak. Die Kurden setzten dabei auch schwere Waffen ein, die ihnen vom Westen geliefert worden waren, wie die irakische Nachrichtenseite Al-Mada berichtete. Auch die US-Luftwaffe unterstützte die Kurden.
IS kontrolliert 300 Dörfer um Kobane
US-Präsident Barack Obama traf sich unterdessen mit dem Nationalen Sicherheitsrat, um über Fortschritte im Krieg gegen IS zu sprechen. Obama wurde dabei auch über die Erfolge der US-Angriffe in Syrien und dem Kampf gegen die Chorasan-Gruppe informiert, hieß es aus dem Weißen Haus.
Der IS brachte derweil seit seinem Vormarsch auf die Kurdenenklave Kobane mehr als 300 Dörfer im Umland unter seine Kontrolle. Insgesamt seien 325 Ortschaften innerhalb der letzten beiden Wochen von der Miliz eingenommen worden, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Zu Beginn der Angriffe auf die nordsyrische Region um Kobane war die oppositionsnahe Beobachtergruppe zunächst von rund 60 Dörfern ausgegangen. Die IS-Miliz steht mittlerweile im Osten, Süden und Westen vor der Stadt Kobane (Arabisch: Ain al-Arab). Im Norden grenzt die Enklave, die bislang von kurdischen Volksschutzeinheiten kontrolliert wird, an die Türkei.
Türkei berät über Resolution
Die USA und ihre arabischen Verbündeten bombardierten IS-Stellungen in der Nähe der eingekreisten Stadt. Zwei Dörfer westlich und östlich von Kobane seien am Dienstag angegriffen worden, teilte die Beobachtungsstelle mit. Die Extremisten selbst beschießen Kobane seit dem Wochenende wiederholt mit Artillerie. Sie stehen mittlerweile zwei Kilometer vor dem Ort.
Die Türkei zog daraufhin Truppen an der Grenze zusammen. Die Streitkräfte hätten 35 Panzer in der Region aufgefahren, berichtete die regierungsnahe Zeitung "Sabah". Die Regierung in Ankara legte Dienstagabend dem Parlament eine Resolution für ein militärisches Eingreifen im Irak und in Syrien vor. Die Zeitung "Hürriyet" schrieb, das Mandat umfasse auch die Öffnung türkischer Militärbasen für ausländische Truppen. Über die Resolution soll am Donnerstag abgestimmt werden.
Etwa 30 Kilometer südlich von Kobane umstellten IS-Kämpfer zudem ein von 36 türkischen Soldaten bewachtes Mausoleum. Es liegt innerhalb Syriens auf einem Stück Land, das zur Türkei gehört. Der IS hatte bereits im März den Abzug der türkischen Soldaten gefordert. Die Regierung in Ankara lehnte das ab und warnte, ein Angriff auf das Mausoleums-Gelände werde als Angriff auf das Nato-Mitglied Türkei gewertet.
Quelle: ntv.de, mli/dpa