Politik

Nach zehn Jahren Militäreinsatz Bundeswehr ist raus aus Kundus

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(Foto: dpa)

Die letzten Soldaten packen ihre Sachen in der nordafghanischen Provinz. Die Bundeswehr zieht nach fast zehn Jahren aus Kundus ab. Der Einsatz in Afghanistan kostete bisher 54 deutschen Soldaten das Leben.

Die Bundeswehr in Afghanistan

- Am 22. Dezember 2001 beschließt der Bundestag die deutsche Beteiligung an der Internationalen Schutztruppe ISAF. Der damalige Verteidigungsminister Peter Struck sagt: "Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt."

- Ein Jahr später, am 21. Dezember 2002 kommen bei einem Hubschrauberabsturz sieben Soldaten ums Leben.

- Am 3. September 2009 kommt es zur folgenschwersten Entscheidung: Auf Anordnung von Oberst Georg Klein bombardieren US-Kampfflugzeuge zwei von Taliban entführte Tanklastwagen. Mehr als 100 Menschen werden getötet,  darunter viele Zivilisten.

- Im April 2010 sterben bei Angriffen der Taliban binnen zwei Wochen sieben Bundeswehrsoldaten. 

- Ein halbes Jahr später, im November, stellt der NATO-Gipfel in Lissabon die Weichen für das Ende der Kampfeinsätze: Ende 2014 soll die Sicherheitsverantwortung komplett an die Afghanen übergeben werden, der internationale Einsatz soll sich auf die Unterstützung  und Ausbildung der einheimischen Sicherheitskräfte beschränken.

Zehn Jahre nachdem die Bundeswehr in Kundus einmarschierte, sind die letzten deutschen Soldaten aus der nordafghanischen Unruheprovinz abgezogen. Der Konvoi aus Kundus sei im deutschen Feldlager in Masar-i-Scharif eingetroffen, teilte die Bundeswehr mit. Das Verlassen von Kundus ist ein wichtiger Schritt der Bundeswehr beim Abzug aus Afghanistan. Der Nato-Kampfeinsatz läuft Ende 2014 aus.

Insgesamt legten nach Bundeswehrangaben 441 Soldaten und 119 Fahrzeuge in den beiden Nächten zuvor den rund 300 Kilometer langen Weg ohne Zwischenfälle zurück. Mehr als 500 Soldaten der Internationalen Schutztruppe Isaf hätten die Transporte gegen mögliche Angriffe radikalislamischer Aufständischer abgesichert. 

Weiterhin Unruhen

Die Gewalt in Afghanistan dauert unterdessen an. Das Innenministerium in Kabul teilte mit, bei Operationen einheimischer Sicherheitskräfte in mehreren Provinzen seien 22 Taliban-Kämpfer getötet worden. Zu einer der Operationen sei es in der an Kundus angrenzenden Provinz Baghlan gekommen. In Südafghanistan wurde ein Isaf-Soldat bei einem Anschlag getötet. Die Isaf machte wie üblich keine Angaben zur Nationalität.

"Wir haben die Operation 'Withdrawal' (Abzug) erfolgreich abgeschlossen", sagte Oberstleutnant Heiko Diehl laut Mitteilung nach dem Eintreffen des letzten Konvois in Masar-i-Scharif. Der Isaf-Kommandeur für Nordafghanistan, Generalmajor Jörg Vollmer, sagte: "Wir alle können sehr stolz darauf sein, was unsere Soldaten bis zur letzten Minute in Kundus geleistet haben." Die Sicherheitslage in Kundus hatte sich in den vergangenen Monaten wieder verschlechtert.

Stützpunkt in Masar-i-Scharif bleibt

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatten das Camp in Kundus Anfang Oktober an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben. Damit bleibt als letztes deutsches Feldlager das Hauptquartier in Masar-i-Scharif. Vom Camp Marmal in Masar-i-Scharif aus kann die Bundeswehr im Notfall auch künftig noch eine bis zu 300 Mann starke Eingreiftruppe zur Unterstützung der afghanischen Verbündeten nach Kundus schicken.

Nirgendwo in Afghanistan kamen mehr deutsche Soldaten ums Leben als in Kundus und der Nachbarprovinz Baghlan. Insgesamt kostete der Afghanistan-Einsatz bislang 54 Bundeswehr-Soldaten das Leben, 35 von ihnen starben bei Angriffen und Anschlägen. Der Einsatz in Kundus dauerte fast auf den Tag genau zehn Jahre: Am 25. Oktober 2003 war das Vorauskommando der Bundeswehr in Kundus eingetroffen.

Nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes in 14 Monaten ist ein Nachfolgeeinsatz mit dem Schwerpunkt Ausbildung geplant, an dem sich Deutschland mit bis zu 800 Soldaten beteiligen will. Derzeit sind noch mehr als 3800 deutsche Soldaten im Isaf-Einsatz. Der Abzug der einst bis zu 5350 Bundeswehr-Soldaten aus Afghanistan hatte vor knapp zwei Jahren begonnen. In Kundus waren zu Spitzenzeiten 1420 deutsche Soldaten stationiert.

Quelle: ntv.de, dpa

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