Politik

Wollen USA Afghanistan-Kommando? Bundeswehr unter Druck

Nach der Entsendung von zusätzlichen US-Truppen in das deutsche Verantwortungsgebiet in Nordafghanistan kommen Gerüchte über eine "Entmachtung" der Bundeswehr auf. Angeblich läuft den Amerikanern die Stabilisierung der Region zu schleppend. Derweil bittet Präsident Karsai um eine Verlagerung der Kämpfe in Taliban-Gebiet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die massive Truppenaufstockung der USA im deutschen Verantwortungsbereich in Nordafghanistan stellt die Bundeswehr zunehmend in ein Licht der Führungsschwäche. Die USA wollen Medienberichten zufolge die Bundeswehr de facto "entmachten" und sich von ihr keine Befehle erteilen lassen. Außerdem gehe den USA die Stabilisierung der Region zu schleppend voran.

Wie die "Stuttgarter Nachrichten" und die "Kölnische Rundschau" aus Nato-Kreisen erfahren haben wollen, dauert den Amerikanern das Vorgehen der Bundeswehr in Kundus sowie die Entscheidungswege in Deutschland zu lange. Da in Deutschland die endgültige Entscheidung über Auslandseinsätze stets das Parlament treffe und der Einsatz umstritten sei, wolle der ISAF-Oberkommandeur, US-General Stanley McChrystal, keine Zeit verlieren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte erklärt, Deutschland werde trotz der massiven Truppenaufstockung der USA im deutschen Verantwortungsbereich auf 5000 Soldaten weiterhin den militärischen Befehlshaber stellen. "Wir haben sichergestellt, dass der gesamte Norden auch weiter durch einen deutschen Kommandeur kommandiert wird, obwohl Amerikaner auch zwecks Polizeiausbildung in den Norden hinzukommen werden", hatte sie Ende Januar gesagt. Der Stabschef der Afghanistan-Schutztruppe ISAF in Kabul, Bundeswehrgeneral Bruno Kasdorf, pflichtete ihr bei und beharrte darauf, dass die US-Soldaten unter deutschem Kommando operierten. Der Bundestag berät am Mittwoch erstmals über die von der Regierung geplante Erhöhung der deutschen Truppe von 4500 auf 5350 Soldaten - ähnlich viele Kräfte wie die der USA im Norden.

Die beiden Zeitungen schreiben, ein hoher General habe gesagt, ein US-General dürfe und werde sich vom Kommandierenden einer anderen Nation keine Befehle geben lassen. Im Detail würden die US-Streitkräfte im Raum Kundus das taktische Kommando (tactical command) über ihre Militäroperationen behalten.

Karsai bemängelt zivile Opfer

Karsai bei seiner Rede in München.

Karsai bei seiner Rede in München.

(Foto: dpa)

In Bei der Sicherheitskonferenz in München forderte der afghanische Präsident Hamid Karsai bei der internationalen Sicherheitskonferenz die Truppen auf, den Krieg gegen die Taliban nicht in den Dörfern zu führen. "Ein Ende der Operationen in den Dörfern ist das, was das afghanische Volk selbst am meisten wünscht." Es gebe dabei immer noch zivile Opfer. Die Kämpfe sollten am besten in den Rückzugsgebieten und Ausbildungslagern der Taliban geführt werden. Er bekräftigte, sein Land wolle bis 2015 selbst für seine Sicherheit sorgen können und niemandem mehr zur Last fallen.

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bedauerte, dass in Afghanistan nach wie vor viele zivile Organisationen nebeneinanderher arbeiteten. "Eine Ende dieser Zersplitterung erfordert eine wirkliche Kulturrevolution, die mit herkömmlichem Denken bricht."

Guttenberg sichert USA Unterstützung zu

NATO-Politiker erklärten, durch die Truppenverstärkung würden in den nächsten Monaten auch ISAF-Soldaten sterben. "Es wird Tote geben und unsere Verbündeten sollten das wissen", sagte der republikanische US-Senator John McCain. Der britische Verteidigungsminister Bob Ainsworth meinte: "2010 wird ein schwieriges, aber auch ein entscheidendes Jahr". Die Bürger dürften nicht glauben, "dass es in den kommenden Monaten keine Opfer mehr gibt." Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte: "Dieser Einsatz hat seinen Preis und ist mit einem hohen Risiko verbunden.

Guttenberg würdigte den Einsatz der USA und sicherte dem großen NATO-Partner volle Unterstützung zu. "Die USA tragen die Hauptlast. Sie können sich auf unsere Solidarität verlassen." Fehler und Mängel bei dem Einsatz seien nicht zu bestreiten. "Aber wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt." Den von einem deutschen Oberst angeordneten Luftangriff am 4. September mit vielen Toten machte er nicht zum Thema. Der Oberst soll in dieser Woche in einem Untersuchungsausschuss des Bundestags zu dem Angriff gehört werden.

Quelle: ntv.de, cba/dpa

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