"Der Kalte Krieg ist zu Ende" Bushs Botschaft in Prag
05.06.2007, 07:55 UhrUS-Präsident George W. Bush hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut aufgefordert, sich an dem geplanten US-Raketenabwehrsystem in Mitteleuropa zu beteiligen. "Meine Botschaft ist: Sie sollten das Raketenabwehrsystem nicht fürchten, sondern damit kooperieren", sagte Bush in Prag nach Gesprächen mit dem tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus und dem tschechischen Regierungschef Mirek Topolanek. Russland solle seine Generäle und Wissenschaftler schicken, um mit den Amerikanern bei der Raketenabwehr zusammenzuarbeiten.
"Der Kalte Krieg ist zu Ende", betonte Bush. Russland habe keinerlei Grund, die geplante Raketenabwehr zu fürchten. Sie richte sich allein gegen Extremisten und "Schurkenstaaten", damit die freie Welt nicht erpresst werden könne. Raketenschild sei eine "rein defensive Maßnahme" und ziele nicht gegen Russland, bekräftigte Bush.
Auch müssten die Tschechen sich nicht entscheiden, ob sie Freunde der USA oder Russlands sein wollten, sagte der US-Präsident. Prag könne mit beiden Staaten befreundet sein.
In Tschechien soll für das geplante System eine Radaranlage gebaut werden. Präsident Klaus betonte, dass Tschechien und die USA sich über das Raketenabwehrsystem völlig einig seien. Beide Seiten glaubten aber, dass es wichtig sei, Russland und Präsident Wladimir Putin die Pläne zu erläutern. Es müsse so viel Zustimmung wie nur möglich für das System gewonnen werden.
Russisches Muskelspiel
Putin hat bislang alle US-Angebote zur Kooperation zurückgewiesen. Er hat die Regierung in Washington im Verdacht, mit dem Schild die militärische Stärke Russlands schwächen und die nationale Sicherheit bedrohen zu wollen. Am Montag warnte er vor einem neuen Wettrüsten. Der Konflikt überlagert auch das Gipfeltreffen der sieben führenden Industriestaaten und Russlands (G8), das am Mittwoch in Heiligendamm beginnt. Putin hatte in einem Interview mit Medien der G8-Staaten angekündigt, möglicherweise "neue Ziele in Europa" ins Visier russischer Raketen zu nehmen: "Wenn die Amerikaner einen Teil ihres strategischen Nuklearpotenzials nach Europa verlegen und wir (...) dadurch bedroht werden, sind wir gezwungen, entsprechende Gegenmaßnahmen zu unternehmen (...). Natürlich müssten wir dann neue Ziele in Europa ins Visier nehmen."
US-Sicherheitsberater Stephen Hadley bezeichnete die Äußerungen über mögliche neue Ziele für russische Raketen in Europa angesichts der ohnehin angespannten Beziehungen als "nicht hilfreich".
Quelle: ntv.de