Politik

Opposition ist empört CDU-Mann warnt vor Germanwings

Karl-Georg Wellmann: Von einem Boykottaufruf zu sprechen sei "dummes Zeugs".

Karl-Georg Wellmann: Von einem Boykottaufruf zu sprechen sei "dummes Zeugs".

(Foto: picture alliance / dpa)

Überalterte Maschinen, mieser Service - so beschreibt der CDU-Politiker Wellmann die Airline Germanwings kurz nach dem Absturz eines A320 in Frankreich. Jetzt muss er sich heftigen Reaktionen stellen.

Der Post von Karl-Georg Wellmann sorgt für einen Aufschrei. "Vor Germanwings kann man nur noch warnen", schreibt der CDU-Abgeordnete am Abend nach dem Absturz von Flug 4U9525 bei Facebook. "Überalterte Maschinen und miserabler Service. Mit denen werde ich nicht mehr fliegen."

Schon auf Wellmanns Profilseite gibt es etliche kritische Reaktionen: "Solche unqualifizierten Äußerungen sind unangebracht", heißt es da. Oder: "Mit solchen Aussagen sollte man doch vorsichtig umgehen." Die Kommentare beschränken sich allerdings nicht nur auf das Netz. "Ich halte von solchen reißerischen Stellungnahmen kurz nach schrecklichen Unglücksfällen überhaupt nichts", sagte SPD-Bundesvize Ralf Stegner der Online-Ausgabe des "Handelsblatts". "Niemand sollte versuchen, aus derartigen Situationen politisches Kapital zu schlagen."

Die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Kerstin Andreae, nannte Wellmanns Facebook-Kommentar "einfach nur billig". "Jetzt sollte man an die Opfer denken und nicht über den Service einer Airline schwadronieren."

Kritik von namhaften Parteikollegen Wellmanns erklang bisher nicht. Vor allem der Wirtschaftsflügel könnte aber gehörige Probleme damit haben, angesichts solcher Äußerungen über Germanwings, die Tochter der größten deutschen Airline Lufthansa, die unter Sicherheitsaspekten verschiedenen Unfallstatistiken zufolge zur Weltspitze gehört.

Eine persönliche Entscheidung

Wellmann hält die Kritik an seinem Post für ungerechtfertigt. Den Facebook-Kommentatoren antwortete er mit einem bissigen Post: "Da helfen die Lufthansa-Lobbyisten nicht weiter: Entweder war es ein Pilotenfehler oder ein technisches Versagen. Beides (ist) für die auf dem Abstieg befindliche Fluggesellschaft katastrophal. Mich bewegen die vielen toten Kinder. Für kaltschnäuzige Kommentare, was für eine tolle Fluglinie das ist, fehlt mir jedes Verständnis." Am späten Mittwochnachmittag löschte Wellmann den Post allerdings.

Auf die Kritik der Opposition reagierte er auf Anfrage von n-tv.de. Es habe sich bei seinem Post um eine persönliche Meinungsäußerung gehandelt und es sei nicht darum gegangen, Kapital aus der Tragödie zu schlagen. Er habe nur zum Ausdruck bringen wollen, dass er diese Fluggesellschaft nicht mehr nutzen wolle. Von einem Boykottaufruf zu sprechen sei "dummes Zeugs". Was die Opposition betreibe, sei "eine böswillige Verdrehung".

Als wichtigen Grund für seine Äußerung bei Facebook nannte er den Ärger über die Kommunikationsstrategie von Germanwings. Die Tragödie als Schicksalsschlag darzustellen und die Öffentlichkeit mit dem Ausblick auf ein Untersuchungsergebnis in ferner Zukunft zu vertrösten, sei nicht hinnehmbar. Es gelte, Konsequenzen zu ziehen. "Es ist ganz wichtig, dass der Verdacht ausgeräumt wird, dass etwas vertuscht wird."

Am Dienstag ist Germanwings-Flug 4U9525 mit 150 Menschen am Bord in der Nähe von Nizza abgestürzt. Keiner der Passagiere überlebte. Nach jüngsten Angaben verloren bei dem Unglück 72 Deutsche ihr Leben.

Quelle: ntv.de, ieh

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