"Schnupperkurs für den Knast" CDU-Parolen in Hamburg
18.01.2008, 19:04 UhrAuch in Hamburg wütet der Wahlkampf. Ein Stelldichein der CDU-Größen sollte Kandidat Ole von Beust Rückenwind geben. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf einem unter anderem zu diesem Zweck einberufenen "Familien- und Sicherheitskongress der CDU" zu einem harten Kurs gegen Gewalt jeglicher Art aufgerufen. Nur der Staat habe das Recht, in bestimmten Situationen Gewalt anzuwenden. "Die anderen haben das Recht nicht, und deshalb ist jede Art von Gewalt, ob von rechts, von links, von Jugendlichen oder von Älteren, abzulehnen. Null Toleranz gegenüber Gewalt."
Ähnlich äußerte sich Hamburgs Bürgermeister. Rund fünf Wochen vor der Bürgerschaftswahl am 24. Februar sagte Von Beust vor den rund 1500 Parteianhängern mit Blick auf die von Hessens Regierungschef Roland Koch (CDU) ausgelöste Debatte über Jugend- und Ausländergewalt: "Ich werde mit aller Härte gegen Gewalt vorgehen, egal woher diese Leute kommen."
Freiheit liegt auf der Straße
Merkel betonte, die Freiheit der Menschen, etwa abends auf die Straße zu gehen, dürfe nicht durch die Angst vor Gewalt eingeschränkt werden: "Es hilft ja nichts, subventionierte Theaterkarten zu haben und subventionierte öffentliche Personennahverkehrsmittel, wenn die Hälfte der Bevölkerung zum Schluss sich nicht traut, das alles zu benutzen." Gewalttätigen Jugendlichen müssten Grenzen gesetzt werden. "Für junge Leute ist das schon sehr wichtig, dass diese Grenzziehung erfolgt."
Deshalb unterstütze sie die Forderung nach einem Warnschussarrest für Jugendliche, die zu Bewährungsstrafen verurteilt worden sind, "damit er nicht später nach noch vielfachen Strafen vielleicht ganz lange und viele Jahre in Haft sitzt, sondern einfach mal die Abschreckung sieht". Hamburgs Innensenator Udo Nagel (parteilos) sagte: "Dieser Schnupperkurs für den Knast muss ein."
Sprachtest in Hamburg
Von Beust mahnte gleichzeitig Chancen und Perspektiven für die Jugendlichen an, damit "sie gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen". Dazu gehöre auch, dass in Hamburg jedes Kind ein Jahr vor seiner Einschulung einen Sprachtest machen müsse.
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) begrüßte den Hamburger Weg. Gerade die Sprachförderung in der Hansestadt sei vorbildlich. "Bildung von Anfang an für alle", müsse es heißen, sagte sie und auch Merkel betonte: "Es ist richtig, dass die Kinder nur in die Schule kommen, wenn sie unsere gemeinsame Sprache so weit beherrschen, dass sie dem Lehrer folgen können."
Schäuble auch dabei
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) betonte, die Bundesregierung wolle die Integration fortsetzen. Das bedeute aber nicht, dass alles entschuldigt werden könne. "Es sind nicht nur die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen." Schäuble appellierte auch an die Verantwortung der Eltern. Kinder müssten auch Grenzen erfahren. Mit Blick auf seine eigene Erziehung sagte er: "Ich habe noch in dunkler Erinnerung, welche Mühe meine Eltern hatten, mich zu erziehen. In der Rückschau beneide ich sie nicht."
Quelle: ntv.de