"Geil, einfach geil" CDU klarer Sieger in Sachsen
30.08.2009, 20:42 Uhr"Genial" findet die CDU das Wahlergebnis in Sachsen. Dabei muss Ministerpräsident Stanislaw Tillich geringe Verluste hinnehmen.
Jubel bleibt aus in den Räumen der CDU-Fraktion im sechsten Stock des Sächsischen Landtags, als am Sonntagabend die erste Prognose der Landtagswahl bekannt wird. Eher ist ein erleichtertes Aufatmen darüber zu hören, dass Ministerpräsident Stanislaw Tillich trotz des bislang schlechtesten Ergebnisses der CDU in Sachsen mit 40,2 Prozent im Amt bleibt - und im Gegensatz zu seinen Amtskollegen in Thüringen und im Saarland nur geringe Verluste verschmerzen muss.

Ministerpräsident Tillich kann weiter machen.
(Foto: AP)
"Im Landesvergleich ist Tillich heute der Sieger", sagt Berthold Rink vom Landesvorstand der Sachsen-CDU zufrieden. "Und zusammen mit dem Ergebnis der FDP ist der Ausgang der Wahl genial."
Das wissen auch die Liberalen, der Wunschpartner der CDU für ein Regierungsbündnis im Sächsischen Landtag. Die Halle im Dresdner Kongresszentrum am Elbufer neben dem Landtag Kongress bebt: Hier feiert die FDP, dass sie zwischen Vogtland und Oberlausitz fast fünf Prozentpunkte hinzugewinnt und nicht nur zehn Prozent der Stimmen bekommen hat - sondern ganz knapp SPD liegt, die mit 10,4 Prozent knapp im einstelligen Bereich bleibt. Ein Ergebnis, das den Liberalen auch für die Bundestagswahlen am 27. September weiteren Rückenwind geben könnte auf dem Weg zu einer Regierung mit der Union im Bund.
"Ihr habt toll gekämpft! Ich bin stolz auf euch", ruft Spitzenkandidat Holger Zastrow von der Bühne in die begeisterte Menge. Immer wieder wird der 40-Jährige bei seiner kurzen Ansprache von dem rhythmischem Klatschen seiner Unterstützer unterbrochen, das laut von den Wänden und der Decke des heißen Raumes widerhallt. "Geil, einfach geil", findet Astrid Neubauer von der FDP-Erzgebirge den Abend und das Wahlergebnis ihrer Partei. "Ich habe für den Wahlkampf den Sommer geopfert und bin nicht in den Urlaub gefahren. Und ich bereue es nicht." Jetzt freue sich die FDP aufs Regieren.
Es ist wahrscheinlich, dass der Wunsch der Liberalen erfüllt wird. Wie auf Bundesebene war auch das schwarz-rote Bündnis an der Elbe keine Wunschkoalition. Die CDU, die seit 1990 mit absoluter Mehrheit regiert hatte, war 2004 regelrecht auf rund 41 Prozent abgestürzt und musste die SPD als Koalitionspartner akzeptieren, da es nach dem knappen Sprung der FDP über die Fünf-Prozent-Hürde nicht für ein konservativ-liberales Bündnis reichte. Die Sozialdemokraten hatten damals ihrerseits das schlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl überhaupt eingefahren.
"Sachsen bleibt regierungsfähig"
Tillich hat die Macht im Freistaat vier Jahre später in unruhiger Zeit übernommen: Im September 2007 sprang der Sorbe erst für Finanzminister Horst Metz (CDU) ein, der wegen der Affäre um die angeschlagene Sachsen LB zurückgetreten war. Nur acht Monate später wechselte Tillich dann erneut den Job, nachdem auch dem CDU-Ministerpräsidenten Georg Milbradt die Sachsen LB zum Verhängnis wurde. Tillich, der in der Lausitz geboren wurde, hob im Wahlkampf besonders hervor, dass er anders als seine Amtsvorgänger und Parteikollegen Kurt Biedenkopf und Milbradt nicht aus dem Westen stammt.
Mit dem Vater von zwei Kindern kehrte in der Landespolitik wieder Ruhe ein. Nun will er sich auch für die neue Regierung einen möglichst verlässlichen Partner suchen. "Mit der FDP gibt es die meisten Gemeinsamkeiten", sagt der Dresdner CDU-Kreisvorsitzende Lars Rohwer. Jedoch sei auch ein Bündnis mit SPD weiterhin möglich. Auf der Leinwand werden die zersplitterten Mehrheitsverhältnisse der anderen Landtagswahlen gezeigt. "Sachsen bleibt regierungsfähig", stellt Rohwer erleichtert fest.
Tillich holt Direktmandat
Sachsens Ministerpräsident hat in seinem Wahlkreis in Kamenz das Direktmandat gewonnen. Tillich kam auf 58,6 Prozent, deutlich mehr als 2004 (44,9 Prozent). Er distanzierte den Bewerber der Linken, der als Zweitplatzierter 16,6 Prozent der Stimmen erhielt. Bei den Zweitstimmen, die für eine Partei abgegeben werden, kam die CDU nur auf 43,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, Jan Dörner, AFP