Bouffier warnt vor Beliebigkeit CDU "nicht aus der Zeit gefallen"
19.08.2012, 01:58 UhrDas "Berliner Manifest" von Unions-Konservativen ist Makulatur, der Aufstand gegen die Kanzlerin fällt vorläufig aus. Hessens Regierungschef Bouffier tritt per Zeitungsinterview nochmal nach, warnt Merkel aber auch vor Einsamkeit.
In der neu entbrannten Debatte um das Profil der Union hat der stellvertretende CDU-Vorsitzende Volker Bouffier seine Partei davor gewarnt, sich von ihrer konservativen Tradition zu entfernen. "Die CDU darf nicht beliebig werden", sagte er der "Welt am Sonntag". "Wir müssen uns zu unseren konservativen Wurzeln bekennen - offen und unverkrampft. Wir sind nicht aus der Zeit gefallen."
Zugleich ging der hessische Ministerpräsident auf Distanz zum konservativen "Berliner Kreis" der CDU. Die Frage, wie konservative Stammwähler zurückgewonnen werden könnten, beschäftige alle in der Partei. "Ich glaube nicht, dass es jetzt einer besonderen Initiative bedarf", sagte Bouffier. "Es reicht nicht aus, Unzufriedenheit zu verbreiten. Ich will Inhalt und nicht nur Stimmung."
Kanzlerin könnte "sehr schnell einsam" sein
Bouffier riet der Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzenden Angela Merkel, sich eng mit der Parteibasis abzustimmen. "Eine Kanzlerin, die keine Rücksicht nimmt auf Stimmungen in den Bundesländern, wird sehr schnell einsam in Berlin", sagte der Ministerpräsident.
Im "Berliner Kreis" der CDU machen sich konservative Politiker derzeit Gedanken, wie die CDU ihre Stammwähler besser erreicht. Zuletzt hatte der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, Josef Schlarmann, scharfe Kritik am "System Merkel" geübt. Der Gruppe gehören unter anderem der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach und die Chefin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, an.
Der von dem hessischen CDU-Fraktionsvorsitzenden Christean Wagner ins Leben gerufene Kreis wollte in der kommenden Woche erstmals öffentlich seine Forderungen für ein konservativeres Profil der CDU vorstellen, das er unter der Parteichefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, vernachlässigt sieht. Der zehnseitige Entwurf eines so genannten "Berliner Manifest" fand in der Runde dann aber doch keine Mehrheit.
Quelle: ntv.de, tle/dpa