Politik

"50 minus X" CSU im Schwarzen Loch

Fünf Monate vor der Landtagswahl ist die CSU laut einer Umfrage in der Wählergunst auf nur noch 44 Prozent abgesackt. Wenn am kommenden Sonntag Landtagswahl wäre, würde die Partei nach der Erhebung des Münchner Instituts für Marktforschung (mifm) im Auftrag von Antenne Bayern damit nach mehr als 40 Jahren ihre absolute Mehrheit im Parlament verlieren. In der Februar-Umfrage des Senders war die CSU noch auf 50 Prozent gekommen.

Von den massiven Verlusten der CSU würden der Umfrage zufolge die Freien Wähler und die FDP profitieren: Beide würden mit jeweils neun Prozent neu ins Maximilianeum einziehen. Die SPD kommt in der Umfrage auf 20 Prozent, das ist derselbe Wert wie in der Februar- Erhebung. Die Grünen bleiben demnach bei 11 Prozent.

Bei der Landtagswahl 2003 hatte die CSU unter Edmund Stoiber noch 60,7 Prozent erreicht, die SPD kam auf 19,6 und die Grünen auf 7,7 Prozent. Für die FDP stimmten 2,6, für die Freien Wähler vier Prozent der Bayern. Jetzt muss die CSU unter ihrer neuen Doppelspitze Huber-Beckstein aber ganz offensichtlich um die absolute Mehrheit zittern.

Die Messlatte, die sich die Christsozialen für die im September fällige Landtagswahl gelegt haben, lautet "50 plus x". Laut Generalsekretärin Christine Haderthauer würden alle in der CSU zusammen dafür arbeiten, dass bis zur Landtagswahl zu den 50 Prozent wieder ein deutliches plus x dazukomme. Die Partei werde um das Vertrauen der Wähler kämpfen.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf

Die schlechten Umfragewerte tut Haderthauer als unseriös ab. Sie macht es sich aber wohl zu einfach, wenn sie dem Münchner Institut eine "fragwürdige Methodik" vorwirft. "Diese Umfrage hat nichts mit der Realität zu tun", meint die CSU-Generalin. Alle Umfragen "seriöser Institute" in den vergangenen Wochen hätten die CSU stabil bei mehr als 50 Prozent gesehen. Die Umfragen des Münchner Instituts entsprächen nicht den fachlichen Standards.

Unverständnis auch bei Parteivize Horst Seehofer, der sich nach seinen "Empfindungen" richtet. "Ich mag diese Zahlen nicht glauben, ich habe eine andere Empfindung, wenn ich in Bayern unterwegs bin", sagte er der "Passauer Neuen Presse". "Meine Empfindung sagt mir, dass die Zahlen der Umfrage von vergangener Woche, wonach wir bei etwa 50 Prozent liegen, realistischer sind", so Seehofer. Das Potenzial seiner Partei liege "deutlich über diesen Umfragewerten". Die CSU dürfe sich nicht vom Weg abbringen lassen. "Die CSU ist inhaltlich gut aufgestellt. Jetzt gilt es, Kurs zu halten."

Huber bleibt Optimist

"Wir gehen mit Selbstbewusstsein in die Landtagswahl", hatte Parteichef Erwin Huber bei der Klausur in Wildbad Kreuth Anfang April verkündet. Er sei "voller Freude und voller Zuversicht". Als Leitspruch für den Wahlkampf gab Huber die Parole aus: "Sicherheit geben, Werte bewahren, Chancen schaffen." Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) kündigte zusätzliche Millionenausgaben für Bildung, Forschung und Entwicklung an. Bayern wolle seinen Vorsprung nicht nur halten, sondern ausbauen.

Doch es geht noch tiefer

Doch offenbar konnte sich die CSU noch nicht wieder so festigen wie erhofft. Schon nach der Schlappe bei den Kommunalwahlen Anfang März hatte sich Unmut über das Erscheinungsbild der Partei breit gemacht. Das Aus für den Transrapid in München, die Rücknahme des Rauchverbots und die Milliardenbelastungen der Bayerischen Landesbank aus der US-Hypothekenkrise haben den Streit weiter vertieft. In einer Umfrage kurz nach dem endgültigen Aus für den Transrapid, die Antenne Bayern aber erst jetzt zusammen mit seiner aktuellen Umfrage veröffentlichte, war die CSU in der Wählergunst sogar auf 40 Prozent gesackt.

Quelle: ntv.de, mit dpa, Reuters

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen