Kuba-Spione in USA gefasst Castro: Vorwürfe sind lächerlich
07.06.2009, 10:29 UhrIn den USA sollen ein ehemaliger Topmitarbeiter des Außenministeriums und seine Frau 30 Jahre lang für Kuba spioniert haben.
In den USA sollen ein ehemaliger Topmitarbeiter des Außenministeriums und seine Frau 30 Jahre lang für Kuba spioniert haben. Die beiden seien in Folge verdeckter Ermittlungen durch das FBI festgenommen worden, teilte das Justizministerium in Washington mit. Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro bezeichnete die Festnahmen am Wochenende als "lächerlich".
Das US-Justizministerium sprach von einem "sehr schweren Fall" von Spionage. Der 72-jährige Verdächtige habe zu seiner Zeit im Außenministerium Zugang zu vertraulichsten Unterlagen gehabt. Er habe alle dafür nötigen Tests bestanden. Unter anderem arbeitete er in der Aufklärung. Der Mann gab den Angaben zufolge in ersten Befragungen an, nach einem Kuba-Besuch 1978 von Havanna angeworben worden zu sein. Im Laufe der Jahre habe er von Kuba "eine Vielzahl von Medaillen" für seine Verdienste bekommen. 1995 hätten er und seine Frau auch einen Abend mit Fidel Castro verbracht.
Walter Kendall Myers und seine Frau Gwendolyn Steingraber Myers sollen die geheimen Informationen per Kurzwellensender übermittelt haben - und in Supermarkt-Einkaufswagen. Letztere Methode behagte vor allem der inzwischen 71-jährigen Ehefrau: Sie gab den Angaben zufolge an, dass sie Informationen am liebsten durch das vorher abgesprochene Austauschen von Einkaufswagen weitergab. Dies sei "so schön einfach gewesen", erklärte die Frau. Den am Donnerstag Festgenommenen drohen bei einem Schuldspruch bis zu 35 Jahre Haft, unter anderem wegen Tätigkeit als Agent eines anderen Staates und Bedrohung der Sicherheit der USA. Sie flogen durch einen Undercover-Agenten des FBI auf, der sich als kubanischer Geheimdienstmitarbeiter ausgab und das Vertrauen des Paares errang.
"Finden Sie diese Geschichte nicht auch ziemlich lächerlich?"
Fidel Castro schrieb am Samstag in einem Artikel für die Internetseite Cubadebate, die Auseinandersetzung mit den USA sei ideologisch. "Das hat nichts zu tun mit der Sicherheit dieses Landes", betonte der 82-Jährige, der noch immer als äußerst einflussreich in der kubanischen Führung gilt. "Finden Sie diese Geschichte nicht auch ziemlich lächerlich?"
"Komisch ist vor allem, dass die Informationen über die Festnahme 24 Stunden, nachdem die USA eine diplomatischen Niederlage erlitten haben, verbreitet wurden", schrieb Castro mit Blick auf die Entscheidung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Kuba wieder in ihre Reihen aufzunehmen und damit den mehr als vier Jahrzehnte langen Ausschluss des kommunistischen Staates zu beenden. Zugleich bestritt der Revolutionsführer nicht den Inhalt der Vorwürfe gegen das US-Paar. Dieses verdiene seiner Meinung nach "alle Ehre der Welt".
Quelle: ntv.de, AFP