Politik

Tod eines Dissidenten Castro fühlt sich unschuldig

Raúl Castro beschuldigt die USA, verantwortlich zu sein.

Raúl Castro beschuldigt die USA, verantwortlich zu sein.

(Foto: dpa)

Der Hungerstreik-Tod eines kubanischen Dissidenten bringt die Regierung in Havanna in Bedrängnis. Die USA und die EU verlangen Freilassung aller politischen Häftlinge in dem kommunistischen Karibikstaat. Präsident Castro weist das alles weit von sich.

Der Tod des kubanischen Dissidenten Orlando Zapata Tamayo hat weltweit Besorgnis über die Menschenrechtslage in Kuba ausgelöst. Die USA, die Europäische Union und zahlreiche internationale Menschenrechtsorganisationen forderten die kubanische Führung auf, alle politischen Gefangenen freizulassen. Kubas Präsident Raúl Castro bedauerte den Tod Zapatas, wies aber den USA die Schuld zu. Er ließ landesweit Dutzende von Oppositionellen festnehmen, um sie daran zu hindern, zum Begräbnis zu fahren. Zapata Tamayo wurde in seinem Heimatort im Osten Kubas beerdigt.

Orlando Zapata Tamayo starb während eines Hungerstreiks, mit dem er gegen die Haftbedingungen protestierte.

Orlando Zapata Tamayo starb während eines Hungerstreiks, mit dem er gegen die Haftbedingungen protestierte.

Die EU bedaure zutiefst den Tod des 42-jährigen Regimegegners, sagte der spanische Ministerpräsident und EU-Ratspräsident José Luis Rodríguez Zapatero. Spanien hat sich zum Ziel gesetzt, während seiner Ratspräsidentschaft den Dialog der Europäer mit Kuba trotz der Missachtung der Menschenrechte wieder in Gang zu bringen. Jetzt sagte Zapatero, die Forderung nach der Freilassung der politischen Gefangenen in Kuba sei ein "grundsätzliches Anliegen der internationalen Gemeinschaft". Die EU müsse bei der Verteidigung der Menschenrechte in der vordersten Front stehen.

Zapata Tamayos Tod unterstreiche, wie ungerecht die Inhaftierung politischer Gefangener in Kuba sei, sagte der Sprecher des US- Außenministeriums, Philip Crowley. Nach Ansicht von Amnesty International ist der Hungertod des Dissidenten "eine schreckliche Anklage gegen die fortwährende Repression gegen politische Abweichler in Kuba". Havanna müsse umgehend internationale Experten einladen, um die Menschenrechtslage in dem Land zu untersuchen.

Blick nach Guantánamo

Castro wies die Anschuldigungen zurück. Der Tod sei die Folge der Beziehungen des Oppositionellen zu den Vereinigten Staaten, sagte er. "In Kuba gibt es keine Folter", erklärte er im Beisein des brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva, der sich zu einem Besuch in Kuba aufhielt. "Es gab keine Gefolterten, es gab keine Hinrichtung. Das alles geschieht in der Basis Guantánamo", sagte Castro im Hinblick auf das Gefangenenlager der USA im Osten Kubas.

Die kubanische Führung reagierte mit Härte, um mögliche Proteste zu unterbinden. Nach Angaben aus Oppositionskreisen wurden rund 30 Dissidenten abgeführt oder in ihren Wohnungen festgehalten. Damit habe die Regierung von Präsident Raúl Castro offenbar versucht, die Opposition an der Teilnahme an der Beisetzung von Zapata im Osten der Insel zu hindern, sagte Sánchez.

"Gemeiner Häftling"

Zapata Tamayo war im März 2003 als einer von 75 Dissidenten festgenommen und wegen Delikten wie Störung der öffentlichen Ordnung und Respektlosigkeit zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Er war seit dem 3. Dezember 2009 im Hungerstreik. In der vergangenen Woche war Zapata Tamayo wegen seines schlechten Gesundheitszustandes in eine Klinik in der Hauptstadt Havanna verlegt worden, wo er am Dienstag starb.

Die kubanische Führung bestreitet, dass es im Land politische Gefangene gibt. Oppositionelle und Andersdenkende bezeichnet sie als Spione und Handlanger der US-Geheimdienste und des US-Imperialismus. Auch Zapata nannte sie auf der staatlichen Webseite cubadebate.cu einen "gemeinen Häftling mit einer langen Verbrechensgeschichte".

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen