Drei Oppositionelle ermordet Chávez bangt um die Wiederwahl
01.10.2012, 07:58 Uhr
Hunderttausende Menschen demonstrierten für Capriles und gegen Chávez.
(Foto: dpa)
Klarer Sieg oder Kopf-an-Kopf-Rennen? Die Meinungsumfragen in Venezuela lassen eine Woche vor der Präsidentschaftswahl alle Spekulationen zu. Fest steht, dass Hunderttausende Menschen in Caracas für Oppositionskandidat Capriles demonstrieren. Präsident Chávez überrascht derweil mit einem Eingeständnis über den US-Wahlkampf.
Eine Woche vor der Präsidentschaftswahl in Venezuela haben hunderttausende Anhänger der Opposition in der Hauptstadt Caracas für ihren Kandidaten Henrique Capriles Radonski demonstriert. Sie forderten Amtsinhaber Hugo Chávez auf, sich nicht als Präsident auf Lebenszeit anzusehen. Herausforderer Capriles sprach von der "größten Kundgebung" seit Jahren in Caracas. Er verglich sich mit dem biblischen David, der den ungleichen Kampf gegen den Riesen Goliath für sich entscheiden konnte.
Der konservative ehemalige Gouverneur des Bundesstaats Miranda tritt bei der Wahl am 7. Oktober gegen den seit 1999 amtierenden Linkspopulisten an, der auf weitere sechs Jahre an der Spitze Venezuelas hofft. Zwar liegt Chávez in der jüngsten Umfrage des Instituts Datanalisis bei über 49 Prozent und damit zehn Prozentpunkte in Führung, doch hatte sein erst 40 Jahre alter Herausforderer in den vergangenen vier Monaten eine rasante Aufholjagd hingelegt. Andere Umfragen geben mal dem Amtsinhaber einen noch größeren Vorsprung, mal sagen sie ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus.
Stecken Chávez-Anhänger hinter Mord?

Eine Wandmalerei des oppositionellen Kandidaten wurde vermutlich von Chávez-Anhängern übermalt.
(Foto: AP)
Überschattet wurde der Wahlkampf am Wochenende vom Tod dreier Aktivisten der Opposition. Ein Abgeordneter der oppositionellen Partei Primero Justicia beschuldigte Anhänger von Chávez, am Samstag auf einen Wahlkampfkonvoi geschossen und dabei die Jugendlichen getötet zu haben. Zunächst war von zwei Toten die Rede. Bei seinem Wahlkampfauftritt in Caracas sprach Capriles jedoch von drei Opfern.
Nach Darstellung der Oppositionspartei Primera Justicia (Gerechtigkeit zuerst) versperrten Unterstützer von Chávez am Samstag einem Autokonvoi den Weg. Anschließend hätten die Chavistas das Feuer eröffnet. Bei dem Übergriff sei auch ein Wagen der Opposition in Brand gesetzt worden. Die regierende Vereinigte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV) wies die Anschuldigungen zurück.
Berichten zufolge wurden sechs Verdächtige festgenommen. Justizminister Tareck El Aisami erklärte hingegen, bei den Toten handle es sich um zwei Männer im Alter von 63 und 32 Jahren. Der Vorfall in der Ortschaft Bolívar de Barinos werde untersucht.
Obama ist ein "prima Kerl"
Chávez selbst sprach sich unterdessen überraschend in einem Fernsehinterview für die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama aus. "Wenn ich US-Amerikaner wäre, würde ich für Obama stimmen", sagte der Linkspopulist, der bisher nicht als besonderer Freund der USA und ihrer Staatschefs bekannt war, dem Sender Televén. Er sei sich sicher, dass auch Obama für ihn stimmen würde, wenn er aus Caracas stammte, fügte Chávez an. Den US-Präsidenten bezeichnete er als "prima Kerl".
Chávez zeigte sich ebenso von seinem Wahlsieg überzeugt wie vom Sieg des US-Demokraten. Danach könnten beide Länder "eine neue Ära normaler bilateraler Beziehungen" beginnen, kündigte er an. Von "normalen Beziehungen" sind die beiden Staaten derzeit weit entfernt. Obamas Amtsvorgänger George W. Bush beschimpfte der venezolanische Linkspopulist vor der UN-Vollversammlung auch gerne mal als "Teufel", den USA und ihrer "imperialistischen Politik" traut er seit seinem Amtsantritt 1999 nicht über den Weg. Nach Obamas Wahlsieg mäßigte Chávez zwar seinen Ton, die Beziehungen blieben jedoch gespannt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa