Politik

Anschlag auf US-Basis Cheney war das Ziel

Ein Besuch von US-Vizepräsident Dick Cheney auf dem US-Stützpunkt Bagram in Afghanistan ist am Dienstag von einem Selbstmordanschlag mit mehreren Todesopfern überschattet worden. Cheney blieb unverletzt. Nach Angaben des afghanischen Innenministeriums kamen mindestens 16 Menschen bei dem Selbstmordanschlag auf den Stützpunkt nördlich von Kabul ums Leben, der damit der schwerste der vergangenen Monate wäre. Die US-geführten Koalitionstruppen teilten abweichend vom Ministerium mit, der Attentäter, zwei Soldaten der Koalition und ein ziviler Mitarbeiter seien getötet sowie 27 Menschen verletzt worden. Ein Taliban-Sprecher sagte, Cheney sei das Ziel des Anschlags gewesen.

Cheney traf nach dem Anschlag mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Kabul zusammen. Nach seiner Abreise aus Afghanistan sagte er, mit dem Anschlag wollten die Taliban "die Autorität der Zentralregierung" in Frage stellen. "Das sollte unser Verhalten nicht beeinträchtigen." Nach der Explosion sei er vorübergehend in einen Bunker gebracht worden. Aus der US-Regierung hieß es, Präsident George W. Bush habe Cheneys Reise nach Afghanistan und Pakistan "wegen der anhaltenden Bedrohung in diesem Teil der Welt" veranlasst. Die Debatte um einen Abzug der USA aus dem Irak löse in Kabul Sorgen um das Afghanistan-Engagement Washingtons aus.

Die Taliban haben eine Frühjahrsoffensive in Afghanistan angekündigt, die nach Angaben der Rebellen unmittelbar bevorsteht. Die NATO, die die Internationale Schutztruppe ISAF führt, will die Taliban-Offensive unbedingt vereiteln. Cheney war am Montag in Islamabad zu Gesprächen mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf zur Lage in Afghanistan gewesen. Musharraf gerät zunehmend in die Kritik, weil seine Regierung nach Ansicht Washingtons und Kabuls nicht hart genug gegen Extremisten im Grenzgebiet vorgeht, die Anschläge in Afghanistan verüben. Die USA wollen Musharraf zu mehr Engagement im Anti-Terror-Kampf zwingen.

Taliban-Sprecher Kari Mohammad Yousif Ahmadi sagte der dpa per Telefon, der Attentäter vom Dienstag sei ein Afghane namens Abdul Rahim aus der ostafghanischen Provinz Logar gewesen. Mehr als 20 Menschen seien bei dem Anschlag in Bagram getötet worden, die Mehrheit der Opfer seien US-Soldaten. Taliban-Angaben zu Opferzahlen bei Attentaten gelten als wenig zuverlässig und übertrieben hoch.

Bei einem weiteren Selbstmordanschlag am Dienstag riss ein Selbstmordattentäter in der südafghanischen Stadt Kandahar ein Mädchen mit in den Tod. Der Polizeichef der Provinz Kandahar, Esmatullah Alizai, sagte, der Attentäter habe versucht, in ein Gebäude des Geheimdienstes einzudringen. Als er aufgehalten wurde, habe er seine Sprengstoffweste gezündet.

Die ISAF teilte am Dienstag mit, bei Gefechten zwischen ISAF-Soldaten und Taliban-Kämpfern in der südafghanischen Provinz Helmand seien am Vortag zwei Zivilisten getötet worden. Grund sei vermutlich fehlgeleitetes Mörserfeuer der ISAF gewesen. Derzeit sind knapp 50.000 Soldaten in Afghanistan stationiert, so viele wie nie seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001.

Quelle: ntv.de

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