Wer verletzt mehr Menschenrechte? China keilt gegen USA
12.03.2010, 12:16 UhrDie Regierung in Peking wirft Washington vor, den jährlichen Menschenrechtsbericht als "politisches Instrument" zu missbrauchen. Eigene Menschenrechtsverstöße würden ignoriert und verschleiert, heißt es. Derweil wird eine chinesische Menschenrechtsaktivistin zu eineinhalb Jahren Arbeitslager verurteilt.
China hat den Menschenrechtsbericht der USA wütend zurückgewiesen und seinerseits schwere Vorwürfe gegen Washington erhoben. Der chinesische Staatsrat warf Washington vor, den Jahresbericht des US-Außenministeriums zum Stand der Menschenrechte weltweit als "politisches Instrument" zu nutzen, um sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. In dem Bericht hatte China neben Ländern wie dem Iran und Nordkorea besonders schlecht abgeschnitten. Kritisiert wurde insbesondere die chinesische Politik in den Provinzen Tibet und Xinjiang sowie das Vorgehen gegen Bürgerrechtler.

Ein Polizist hält auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking Wache - hinter ihm ein Portrait von Mao Tse-tung.
(Foto: REUTERS)
Peking warf der US-Regierung vor, ihrerseits Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land zu ignorieren und zu verschleiern. So sei die Finanzkrise, laut Peking "eine große Katastrophe" für die Menschenrechte, durch das Platzen der Immobilienblase in den USA ausgelöst worden. Außerdem prangerte Peking Einschränkungen der Bürgerrechte nach den Anschlägen vom 11. September 2001, die wachsende Zahl der US-Bürger ohne Versicherungsschutz sowie Verletzungen der Rechte von Arbeitnehmern durch Lohnkürzungen und unbezahlte Überstunden an.
Lob für Hongkong
Der neue US-Generalkonsul in Hongkong, Stephen Young, lobte die Stadt unterdessen für die Wahrung individueller Freiheitsrechte. Der wirtschaftliche Erfolg der Sonderverwaltungszone stütze sich auf "Rechtsstaatlichkeit und den Respekt für individuelle Freiheiten". Damit stehe Hongkong an der Spitze eines "dynamischen, modernen Chinas", erklärte Young zu seinem Amtsantritt. Die Beziehungen zwischen China und den USA sind seit Wochen belastet, unter anderem weil US-Präsident Barack Obama im Februar den Dalai Lama in Washington empfing. China wirft dem im Exil lebenden geistlichen Oberhaupt der Tibeter vor, auf eine Abspaltung Tibets von China hinzuarbeiten.
Menschenrechtsaktivistin verurteilt
Wie außerdem bekannt wurde, haben die chinesischen Behörden eine bekannte Menschenrechtsaktivistin zu eineinhalb Jahren Arbeitslager verurteilt. Die 48-jährige Mao Hengfeng wurde wegen lautstarker Proteste beim Prozess gegen den Bürgerrechtler Liu Xiaobo zu 18 Monaten "Umerziehung durch Arbeit" verurteilt, wie ihr Mann Wu Xuewei sagte. Der 54-jährige Liu war im Dezember zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte die Charta 08 mitverfasst, einen Aufruf für mehr Demokratie und Menschenrechte, der inzwischen von mehr als 10.000 Menschen unterzeichnet wurde.
Mao war seit Ende der 1980er Jahre immer wieder in Konflikt mit den chinesischen Behörden geraten. Damals hatte sie ihren Arbeitsplatz verloren, weil sie sich geweigert hatte, trotz der chinesischen Ein-Kind-Politik ihr zweites Kind abtreiben zu lassen. Sie saß wegen verschiedener Vorwürfe bereits mehrfach im Gefängnis und in Arbeitslagern, außerdem ließen die chinesischen Behörden sie drei Mal in eine psychiatrische Klinik einweisen.
Quelle: ntv.de, AFP