Im Schatten von TTIP "Chlorhühnchen sind ungefährlich"
10.06.2014, 21:10 Uhr
Das deutsche Hühnchen ist laut Expertenmeinung nicht gesünder als das amerikanische Chlorhühnchen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die in den USA übliche Behandlung von Geflügel mit Chlor feuert die Debatte um das Freihandelsabkommen mit den USA an. Die Verbraucher in Deutschland sind besorgt. Doch Experten halten dagegen.
Die umstrittene Behandlung von Hühnerfleisch mit Chlor, wie sie etwa in den USA üblich ist, wäre nach Expertenansicht auch in Deutschland sinnvoll. Es gebe "gewichtige Gründe", dieses Verfahren anzuwenden, sagte ein Experte des Bundesamts für Risikobewertung (BfR), Lüppo Ellerbroek, im ARD-"Report Mainz". Ein derartiges Verfahren könnte in Sachen Keimfreiheit sogar Vorteile bringen. "Das Chlorhühnchen ist nach unserer Auffassung nicht gesundheitsschädlich für den Verbraucher", so Ellerbroek. "Wir bewerten das genauso wie die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA."
Die Debatte um das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA und mögliche Lebensmittelimporte müsse versachlicht werden. "Das deutsche Huhn ist auf keinen Fall gesünder als das US-Chlorhuhn. Ganz im Gegenteil: Wir müssen leider feststellen, dass wir ein massives Keimproblem auf deutschem Geflügel haben", betonte Ellerbroek.
Probleme mit Küchenhygiene
Letzteres hatte auch BfR-Präsident Andreas Hensel vor kurzem gesagt. Gesundheitsgefahren durch bestimmte Inhaltsstoffe von Lebensmitteln würden von vielen Menschen vor allem intuitiv und deshalb falsch eingeschätzt, sagte Hensel. "Mit Statistik und Toxikologie hat das oft wenig zu tun." So gebe es in Deutschland etwa eine Million Lebensmittelvergiftungen pro Jahr, an denen häufig schlicht mangelnde Küchenhygiene schuld sei.
Mit Chlor behandelte Hühnchen waren zuletzt durch das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) verstärkt ins Gespräch gekommen. Gegner des Abkommens fürchten, dass der Vertrag die Einfuhr von Chlorhühnchen nach Europa ermöglichen und insgesamt Standards der Lebensmittel- und Verbraucherschutzsicherheit aufweichen würde. In der vergangenen Woche sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Brüssel, es sei ausgeschlossen, dass es in europäischen Supermärkten Chlorhühnchen aus den USA geben werde.
Quelle: ntv.de, afr/dpa/AFP