Kundgebungen zum 1. Mai DGB kritisiert Wirtschaft
01.05.2002, 00:00 UhrBei der zentralen Mai-Kundgebung der Gewerkschaften in Leipzig hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) mehr Ausbildungsplätze in den Betrieben gefordert. DGB-Chef Dieter Schulte warf der Wirtschaft vor, die Tarifauseinandersetzungen zu missbrauchen.
Als Reaktion auf 500 blaue Briefe, die ihm Jugendliche vor dem Leipziger Rathaus überreichten, verwies Schröder auf Initiativen der Bundesregierung zur Schaffung von Ausbildungsplätzen. "Wir haben dafür jährlich zwei Milliarden Mark in die Hand genommen", sagte der Kanzler. "Politik kann Ausbildungsplätze aber nicht schaffen, darum fordere ich die auf, die es angeht."
Schulte: Die Menschen wollen mehr Geld sehen
DGB-Chef Schulte verteidigte die Forderungen der Gewerkschaften in der diesjährigen Tarifrunde als angemessen und bezahlbar. "In den letzten Jahren haben die Unternehmen gute Gewinne eingefahren, die Produktivität der Betriebe ist weiter gestiegen, und deshalb wollen die Menschen jetzt mehr Geld sehen", sagte Schulte.
Der designierte neue DGB-Vorsitzende Michael Sommer warnte vor einer Änderung des Kündigungsschutzes. Wer in Deutschland den Kündigungsschutz verschlechtern oder die Mitbestimmung einschränken wolle, bekomme Ärger, sagte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende in Köln. Eine Ausweitung der öffentlichen Investitionen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit forderte der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske.
Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) kündigte an, im Falle einer siegreichen Bundestagswahl das Bündnis für Arbeit mit Gewerkschaften und Arbeitgebern neu beleben zu wollen. "Über das Bündnis für Arbeit hinaus will ich als Bundeskanzler auch ein Bündnis für die Modernisierung des Landes erreichen", sagte Stoiber anlässlich des 1. Mai der Mitgliederzeitung der IG Metall. "Große Reformen gehen nicht im Konflikt mit Arbeitgebern und Gewerkschaften."
Der DGB hatte den 1. Mai diesmal unter das Motto "Globalisierung gerecht gestalten" gestellt. Dabei forderte er strengere Grenzen für den globalen Wettbewerb. Bundesweit gab es rund 500 Kundgebungen, nach Angaben der Gewerkschaften gingen etwa 500.000 Menschen bundesweit auf die Straße. Die größte Veranstaltung gab es in Schwerin: Dort zogen rund 50.000 meist junge Menschen bei einer "Job Parade" mit lauter Musik durch die Stadt.
Quelle: ntv.de