Politik

Widerstandsnest auf Youtube Das Dorf der Assad-Feinde

Sie leisten erbarmungslosen Widerstand, sie sehen Menschen sterben, leiden, doch aufgeben werden sie nie. Die Bewohner des syrischen Dorfes Kafrezita kämpfen seit mehr als zwei Jahren bedingungslos gegen die Truppen von Baschar al-Assad.

Seit Beginn des Konfliktes in Syrien ist Kafrezita mittendrin, liegt es doch an der für die Assad-Truppen so wichtigen Route zwischen Aleppo und Damaskus- 30 Kilometer von Hama entfernt. Wie viele von den einst 17.000 Bewohnern noch dort leben, überhaupt leben – keiner weiß es.

Auf YouTube haben Sie einen eigenen Kanal eingerichtet, dokumentieren dort jeden Schlag bis in Detail. Der erste Film stammt vom Juli 2011, der jüngste ist gerade einmal ein paar Tage alt. Sie zeigen Bewohner, die ihre zerbombten Häuser beklagen, Kinder, die Assad den ewigen Krieg erklären, tote Augen, geschlagene Rücken.

"Du bellst wie ein Hund, aber jetzt sammle deine Herde ein, denn du wirst nicht gewinnen. Ihr werdet auf den Straßen wie Tiere hingeschlachtet!", schreit ein kleiner Junge in die Kamera. Den Text liest er offenbar ab, jede Handbewegung scheint einstudiert. Die Kinder des Dorfes – gedrillt für den Kampf.

Sie träumen von dem Tag, an dem Assad endlich verschwunden ist. „Hau ab in den Iran, Assad!“, sagt ein älterer Dorfbewohner in die Kamera, der vor den Trümmern seines Hauses steht. „Wir sind bereit unser Blut für Syrien zu vergießen. Wenn du gläubig wärst, Assad, hättest du das nicht getan!“ und zeigt auf die Ruinen seines Hauses.

"Bejubelt den Märtyrer!"

Und dann? Was wünschen sich die Menschen von Kafrezita dann? In die Kameras schreien sie islamistische Parolen: "Bejubelt den Märtyrer! Nur mit Gott kann der Sieg kommen!“ Wieder tragen sie ein Opfer des Krieges zu Grabe, für die Zukunft wünschen sie sich ein Syrien der Scharia und des Islam. Für viele Christen und Liberale im Land ein Alptraum.

Ob sie dieses islamische Syrien jemals bekommen? Die Menschen von Kafrezita werden es die Welt auf Youtube wissen lassen.

Constantin Schreiber arbeitete in Syrien, Libanon, den Vereinigten Arabischen Emiraten als Reporter sowie als TV-Korrespondent in Dubai. Dabei berichtete er auf Deutsch, Englisch und Arabisch. Von 2009 bis 2011 war der gelernte Jurist Medienberater im Auswärtigen Amt. Seit 2012 ist er Moderator bei n-tv. Auf n-tv.de berichtet er in loser Folge über das, was ihm bei Recherchen im Netz und bei Reisen in den Nahen Osten auffällt.

Quelle: ntv.de

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