Russland will eingreifen Das Kosovo brodelt
25.02.2008, 19:53 UhrBei Zusammenstößen mit aufgebrachten Serben an einem Grenzübergang zum Kosovo sind 19 Kosovo- Polizisten verletzt worden. Einer der Beamten wurde lebensgefährlich verletzt, als etwa 150 serbische Demonstranten, allesamt Kriegsveteranen, die Polizisten mit Molotow-Cocktails bewarfen. Die Menge hatte sich am Grenzübergang Merdare versammelt, um gegen die Unabhängigkeitserklärung der ehemaligen serbischen Provinz zu protestieren. Sie bewarfen die Polizisten auch mit Steinen und Flaschen, wie ein Polizeisprecher berichtete. Die Polizisten setzten Tränengas ein. Daraufhin zogen sich die Demonstranten nach Serbien zurück.
Der stellvertretende russische Regierungschef und Präsidentschaftskandidat Dmitri Medwedew unterstützte bei einem Besuch in Belgrad die Position Serbiens gegen das unabhängige Kosovo. Seine Treffen mit der serbischen Staats- und Regierungsspitze zielten auf "die Unterstützung Serbiens bei der illegalen einseitigen Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovos", sagte Medwedew.
Gemeinsames Vorgehen
"Wir gehen davon aus, dass Serbien ein einheitlicher Staat ist, dessen Gerichtsbarkeit sich auf sein gesamtes Territorium bezieht", sagte Medwedew weiter. Er wurde begleitet vom russischen Außenminister Sergej Lawrow. Russland und Serbien hätten bei den Gesprächen ihr weiteres gemeinsames Vorgehen gegen die Unabhängigkeit des Kosovos vereinbart, berichteten die serbischen Medien. Einzelheiten über neue Schritte wurden jedoch nicht bekannt.
Der UN-Kosovo-Verwalter Joachim Rücker verwies trotz der immer deutlicheren Abspaltung des serbisch bewohnten Nordens auf die Einheit des jüngsten europäischen Staates. Die UN-Kosovo-Verwaltung (UNMIK) und die internationale Schutztruppe KFOR "sind für das gesamte Gebiet zuständig", betonte Rücker nach einem Gespräch mit dem serbischen Kosovo-Minister Slobodan Samardzic.
Mitarbeiter abgezogen
Samardzic, der die Zerstörung von zwei Grenzübergängen zwischen Serbien und dem Norden Kosovos in der vergangenen Woche durch seine Landsleute als "legitim" begrüßt hatte, gab nach Darstellung von Rücker bei ihrem Treffen keine klare Auskunft über die Pläne Serbiens im Kosovo. "Für mich ist es nach dem Gespräch nicht klar, ob Serbien das Mandat der UNMIK im ganzen Kosovo bestreitet oder nicht", sagte der deutsche Diplomat.
In den vergangenen Tagen waren alle albanischen Polizisten und UNMIK-Mitarbeiter aus dem Norden ebenso abgezogen worden wie die EU-Vertreter. Die Serben wollen die UNMIK und die geplante EU-Mission von 1900 Polizisten, Richtern, Zöllnern und Verwaltungsexperten boykottieren.
Die Europäische Union und die NATO erklärten sich weiterhin für Ruhe und Ordnung im ganzen Kosovo zuständig. "Die KFOR ist für das gesamte Kosovo da", sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer in Brüssel nach einem Gespräch mit EU-Chefdiplomat Javier Solana. Die von der NATO geführte, rund 17.000 Mann starke Schutztruppe KFOR sei "für den Schutz aller Bürger des Kosovos zuständig, wo sie sich auch befänden". Solana betonte, die EU-Mission "deckt das gesamte Gebiet des Kosovos ab".
Quelle: ntv.de