Politik

Ex-UN-Klimachef für neues Konzept De Boer hält Kyoto für "tot"

Yvo de Boer war bis 2010 Leiter des UN-Klimasekreteriats.

Yvo de Boer war bis 2010 Leiter des UN-Klimasekreteriats.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Thema ist häufig nur Nebenaspekt: der Klimawandel. Der politische Elan ist Vergangenheit, die Staaten hangeln sich von Klimakonferenz zu Klimakonferenz. Nach Ansicht des ehemaligen UN-Klimachefs de Boer ist nicht nur das Kyoto-Protokoll gescheitert, sondern der ganze Ansatz. Es brauche ein internationales Konzept mit wirtschaftlichen Anreizen für die einzelnen Staaten.

Der frühere UN-Klimachef Yvo de Boer sieht keinen Sinn mehr in den stockenden internationalen Verhandlungen über ein neues Klimaabkommen. "Ein Klimaabkommen, das die USA, Russland, Japan und Kanada nicht bindet, ergibt keinen Sinn", sagte de Boer der "taz" am Rande der UN-Klimakonferenz in Bonn. Die verbleibenden Länder machten weniger als 20 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen aus.

Klimaschutz und Handel verbinden

Statt ein Nachfolgeabkommen für das auslaufende Kyoto-Protokoll auszuhandeln, müsse eine Art Klima-Welthandelsorganisation gegründet werden, wo Klima-Vorreiter ihre Emissionen begrenzen und dafür wirtschaftliche Vorteile erhalten. "Wir müssen den Leuten endlich sagen, dass das nicht so funktioniert wie es geplant war", so de Boer.

Demonstranten am Rande des Klimagipfels in Kopenhagen 2009 - der Misserfolg war abzusehen.

Demonstranten am Rande des Klimagipfels in Kopenhagen 2009 - der Misserfolg war abzusehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach anfänglicher Hoffnung auf einen Durchbruch nach dem Klimagipfel Ende 2010 im mexikanischen Cancún ist inzwischen bei vielen Klimaverhandlern Ernüchterung eingekehrt. Beim nächsten Gipfel im Dezember im südafrikanischen Durban wird eine Einigung auf ein neues, globales Abkommen als sehr schwierig erachtet.

"Künstlich am Leben erhalten"

"Wir müssen sehen, dass das Kyoto-Protokoll tot ist", sagte der langjährige Leiter des UN-Klimasekretariats de Boer. "Der Geist des Kyoto-Protokolls ist verschwunden. Der Körper wird zwar noch künstlich am Leben erhalten und vielleicht werden einige der Organe verpflanzt", sagte de Boer. Er hatte vier Jahre lang die Verhandlungen geleitet, bevor er im vergangenen Jahr zurücktrat.

In die Amtszeit von de Boer fiel die Weltklimakonferenz von Kopenhagen 2009. Schon dort sollte dank der Anwesenheit führernder Staats- und Regierungschefs ein weltweites Klimaabkommen beschlossen werden. Dies scheiterte letztlich aber an den Einzelinteressen mehrerer Teilnehmerstaaten, die zu strenge und zu stark bindende Klimaschutzauflagen nicht akzeptieren wollten.

Quelle: ntv.de, dpa

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