Tarifrunde im Öffentlichen Dienst Der Einigungswille wächst
28.03.2012, 10:50 UhrNach tagelangem Dauer-Warnstreik gehen die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst heute weiter. In Potsdam treffen sich Gewerkschafts- und Arbeitgebervertreter zur dritten und entscheidenden Verhandlungsrunde. Diesmal wollen sie offenbar aufeinander zugehen.
Vor der am Nachmittag beginnenden entscheidenden dritten Runde im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes haben Kompromissbereitschaft signalisiert. Verdi-Chef Frank Bsirske sagte im Deutschlandradio Kultur: "Für einen Kompromiss gibt es Spielraum, das ist völlig klar." Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zeigte sich trotz der bislang weit auseinander klaffenden Positionen zuversichtlich, spätestens am Donnerstag eine Einigung erzielen zu können.
Bsirske sagte, ein Kompromiss müsse sich allerdings auf einem anderen Niveau abspielen als das bisherige Angebot der Arbeitgeber von 3,3 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Bsirske sagte, jahresbezogen bedeute dieses Arbeitgeberangebot einen Lohnzuwachs von 1,77 Prozent, was wegen der Inflation "programmierter Reallohnverlust" sei. Deshalb gebe es in der bevorstehenden Runde "jede Menge Luft nach oben". Die bisherige Arbeitnehmerforderung liegt bei 6,5 Prozent mehr Lohn.
Friedrich sagte: "Natürlich wird man sich da noch ein bisschen bewegen müssen auf beiden Seiten, keine Frage". Er sei aber zuversichtlich, dass Streiks vermieden werden könnten. In der ARD nannte Friedrich als mögliche Richtschnur die Tarifabschlüsse bei den Ländern und bei den Ärzten. Dort wurden Tariferhöhungen mit einer Zwei vor dem Komma abgeschlossen. "Das ist also, glaube ich, in etwa die Größenordnung, bei der man am Ende landen muss", sagte Friedrich. Falls Verdi das nicht einsehe, werde es aber sicherlich eine Konfrontation geben.
Vor den zweitägigen Verhandlungen in Potsdam hatten die Gewerkschaften den Druck auf die Arbeitgeber mit bundesweiten Warnstreiks erhöht, an denen sich laut Verdi insgesamt 215.000 Beschäftigte beteiligten.
Quelle: ntv.de, AFP