Zoff um Zapfenstreich Der einsame Wulff
06.03.2012, 16:12 Uhr
Großer Zapfenstreich: Wulff steht vor einem schwierigen Abend.
(Foto: dpa)
Rückkehr für einen Abend: Noch einmal wird Christian Wulff im Schloss Bellevue sein - nicht als Hausherr, sondern als Gast. Doch der Große Zapfenstreich sorgt für richtigen Ärger in Berlin. Immer mehr sagen ihre Teilnahme ab - oder sind nicht eingeladen. Die SPD rät zur Absage.

Kommen nicht: Scheel, Herzog, Köhler, Weizsäcker.
(Foto: Reuters)
Die SPD hat dem zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff wegen der Fülle an Absagen einen Verzicht auf seinen Großen Zapfenstreich nahegelegt. "Christian Wulff ist eigentlich zu raten, auf diesen Zapfenstreich nicht zu bestehen", sagte Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Er glaube nicht, dass die Veranstaltung noch einigermaßen würdevoll sein könne, gerade nachdem klar sei, dass alle noch lebenden ehemaligen Bundespräsidenten nicht teilnehmen werden. Er selbst habe keine Einladung bekommen, betonte Steinmeier.
Und darüber hinaus: Der Abschied wird mit nur wenig Prominenz aus der Bundespolitik über die Bühne gehen. Die Fraktionschefs im Bundestag wurden zu der Zeremonie im Park des Berliner Schlosses Bellevue nicht eingeladen, wie Sprecher mitteilten. Vor dem Zapfenstreich wird Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) als amtierender Präsident einen Empfang für Wulff ausrichten.
CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt sagte, sie habe bislang keine Einladung bekommen. Dasselbe gilt demnach auch für ihre Koalitionskollegen Volker Kauder (CDU) und Rainer Brüderle (FDP). Auch bei den Fraktionschefs der Grünen, Renate Künast und Jürgen Trittin, ging nach Angaben eines Sprechers kein solches Schreiben ein. Ebenso teilte die Linke mit, die Chefs von Partei und Fraktion würden nicht zum Zapfenstreich kommen. Bei der SPD hieß es in der "Welt", anders als zunächst geplant werde Fraktionsvize Joachim Poß nicht teilnehmen. Er sei ebenfalls nicht eingeladen worden.
Wulffs Amtsvorgänger Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Horst Köhler wollen nicht an der Zeremonie teilnehmen. Mit dabei sein werden neben Seehofer aber Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (beide CDU).
Vor dem Zapfenstreich lädt Seehofer, der als Bundesratspräsident das amtierende Staatsoberhaupt ist, zu dem Empfang ins Schloss Bellevue. Es werden laut Präsidialamt 200 Vertreter der Verfassungsorgane, der Bundeswehr, Mitglieder des Diplomatischen Korps sowie Familienangehörige und Wegbegleiter von Wulff erwartet.
Bei dem Zapfenstreich selbst werden auf Wunsch Wulffs vier Musikstücke gespielt. Es handelt sich dabei um den "Alexandermarsch" von Andreas Leonhardt, den Song "Over the rainbow" von Harold Arlen sowie das Kirchenlied "Da berühren sich Himmel und Erde" von Christoph Lehmann und die Ode "An die Freude" von Ludwig van Beethoven.
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe wies die Kritik am Zapfenstreich und den Privilegien für Wulff zurück. Ihm dürfe nicht abgesprochen werden, "was einem scheidenden Bundespräsidenten rechtlich und in bewährter Staatspraxis zusteht", sagte er der "Saarbrücker Zeitung". Politiker von SPD und Grünen hatten die Privilegien für den ehemaligen Bundespräsidenten wie Fahrer und ein Büro infrage gestellt und den Zapfenstreich kritisiert.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP