Hintergrund Deutschland - Nervenzentrale für US-Armee
17.09.2001, 13:42 UhrSollte es wegen der Anschläge in den USA zum Krieg kommen, würde die US-Armee voraussichtlich auch ihre Truppen in Deutschland aktivieren. Im Südwesten der Bundesrepublik liegen die Kommandozentralen für Einsätze der US-Streitkräfte in Europa, dem Nahen Osten und Teilen Afrikas und damit einige der wichtigsten US-Stützpunkte außerhalb der USA. Bereits in früheren Konflikten war vor allem der Fliegerhorst im pfälzischen Ramstein Drehscheibe für den Transport von Soldaten und Material und die erste Versorgung Verwundeter. Während des Kosovo-Krieges starteten amerikanische Tarnkappenbomber von Spangdahlem in der Eifel zu Kampfeinsätzen.
Einsatzzentrale für sämtliche US-Truppen in Europa ist das US European Command (Eucom) in Stuttgart-Vaihingen. Von dort aus wird der Einsatz im Kosovo, Bosnien und Mazedonien gesteuert. Auch die Fäden für die Überwachung der Flugverbotszone über dem Nordirak laufen hier zusammen. Dem Oberkommando in Stuttgart unterstehen nach dem weitgehenden Abzug der US-Truppen aus Europa im Laufe der 90er Jahre noch knapp 120.000 Soldaten, darunter knapp 70.000 Soldaten beim Heer, rund 30.000 bei der Luftwaffe, 12.000 bei der Marine und 3300 bei der Marineinfanterie. Eine Verlegung zusätzlicher Truppen nach Deutschland wegen der Anschläge in den USA ist nach Angaben des Eucom bislang nicht angeordnet worden.
Im pfälzischen Ramstein bei Kaiserslautern liegt der größte US-Stützpunkt außerhalb der USA, auf dem allein rund 38.000 Soldaten und Zivilisten leben und arbeiten. Dort ist auch das Hauptquartier der US-Luftwaffe in Europa angesiedelt, das zuständig ist für die Verbände in Mildenhall und Lakenheath (England), Aviano (Italien), Incirlik (Türkei) sowie Spangdahlem in Deutschland. Unterstellt sind dem Kommando Maschinen zur Luftunterstützung, Abfangjäger, Luftverteidigung, Tankflugzeuge und Langstreckentransporter. Soldaten des Kommandos wurden in der Vergangenheit an den Persischen Golf, ins frühere Jugoslawien, nach Somalia und Ruanda entsandt.
Unmittelbar in Ramstein sind allerdings keine Kampfverbände mehr stationiert, sondern hauptsächlich Versorgungseinheiten. Auf dem pfälzischen Stützpunkt stehen Transporter des Typs C 130 sowie Hercules, Krankentransporter, fliegende Kliniken und eine Flugbereitschaft für höhere Offiziere bereit.
Dem Standortkommandanten von Ramstein, Mark Volcheff, ist außerdem das Militärhospital im nahen Landstuhl unterstellt, das als größtes US-Lazarett außerhalb der Vereinigten Staaten gilt. Werden Angehöroge der US-Streitkräfte in aller Welt verletzt, werden sie gewöhnlich zunächst nach Landstuhl ausgeflogen und später nach einer ersten medizinischen Versorgung dann in die USA weiter transportiert.
US-Kampfjets sind in Deutschland lediglich auf der Basis Spangdahlem in der Eifel stationiert, die als größter amerikanischer Stützpunkt für Kampfflugzeuge in Europa gilt. Es handelt sich dabei um Maschinen der Typen F-16 Fighting Falcon und A-10 Thunderbolt, die gegen Panzer eingesetzt werden. Während des Kosovo-Krieges wurden Tarnkappenbomber des Typs F-117 aus Neu-Mexico nach Spangdahlem verlegt und starteten von dort aus zu ihren Einsätzen.
Weitere logistische Einheiten der US-Streitkräfte sind auf der Rhein Main Air Base am Frankfurter Flughafen stationiert. Der Flughafen selbst diente in vergangenen Konflikten immer wieder als Drehscheibe für das US-Militär in Europa. Von hier starteten Flüge zur Versorgung anderer Stützpunkte und zur Unterstützung militärischer Einsätze. Zuletzt war dies im Kosovo-Krieg der Fall.(Reuters)
Quelle: ntv.de