Politik

Wut über Mohammed-Karikaturen Deutschland schickt Verstärkung

Vergangene Woche protestierten Tausende vor der deutschen Botschaft.

Vergangene Woche protestierten Tausende vor der deutschen Botschaft.

(Foto: dpa)

Vergangene Woche griff ein Mob die deutsche Botschaft im Sudan an. Aus Angst vor erneuten Ausschreitungen bleibt sie geschlossen und wird zusätzlich abgesichert, kündigt Außenminister Westerwelle an. Frankreich schließt wegen Mohammed-Karikaturen eines Magazins gar 20 Einrichtungen. Hacker legen die Website des Satireblatts lahm.

Angesichts der Veröffentlichung von neuen Mohammed-Karikaturen in Frankreich wird Deutschland seine Botschaft im Sudan weiter geschlossen lassen. Dies hat Außenminister Guido Westerwelle (FDP) angekündigt. Die Sicherheitsmaßnahmen für andere deutsche Auslandsvertretungen seien erhöht und zusätzliches Personal entsandt worden. Frankreich hat angekündigt, Botschaften und andere Einrichtungen in insgesamt 20 vor allem islamischen Ländern geschlossen zu lassen.

Westerwelle mahnte zugleich, auf religiöse Gefühle in der islamischen Welt Rücksicht zu nehmen. "Ich rufe alle auf, gerade auch solche, die sich auf ihre Meinungsfreiheit zu Recht berufen, auch verantwortlich zu handeln. Nicht der ist der größere Freigeist, der jetzt auch noch absichtlich und mit erkennbarer Wirkung Öl ins Feuer gießen will."

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes verwies darauf, dass auch am vergangenen Freitag ein Großteil der deutschen Botschaften in der islamischen Welt geschlossen gewesen sei, weil es sich um einen Feiertag handle. "Auch wir sind wachsam und werden die Lage sehr genau beobachten", fügte der Sprecher hinzu. Vergangene Woche war die deutsche Botschaft im sudanesischen Khartum von einem wütenden Mob gestürmt und in Brand gesetzt worden. Anlass war ein Schmähfilm aus den USA gegen den Propheten Mohammed.

"Öl ins Feuer"

Die Radaktionsräume der Zeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris müssen von der Polizei beschützt werden.

Die Radaktionsräume der Zeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris müssen von der Polizei beschützt werden.

(Foto: AP)

Die französischen Einrichtungen werden aus Angst auf Reaktionen auf neue Mohammed-Karikaturen in einem Pariser Satire-Magazin vorsorglich geschlossen. Betroffen sind Botschaften, Konsulate und Schulen in 20 Ländern, teilte das Pariser Außenministerium mit. Gewalttätige Reaktionen nach dem Freitagsgebet werden demnach nicht ausgeschlossen. Außenminister Laurent Fabius zeigte bei France Info wenig Verständnis für die Provokation des Magazins "Charlie Hebdo". Mit den Karikaturen habe die Zeitschrift "Öl ins Feuer gegossen".

Seit einer Woche gibt es in der arabisch-islamischen Welt massive Proteste gegen ein Schmäh-Video aus den USA über den Propheten Mohammed. Das Terrornetz Al-Kaida hat dazu aufgerufen, US-Botschaften zu stürmen und Diplomaten zu töten.

"Das machen wir jede Woche"

Ungeachtet der weltweiten Proteste veröffentlichte "Charlie Hebdo" in seiner neuen Ausgabe Mohammed-Karikaturen. Die Zeichnungen seien nicht provozierender als gewöhnlich, sagte Chefredakteur Stéphane Charbonnier dem Sender i>Tele. Sie würden "jene schockieren, die schockiert werden wollen, wenn sie eine Zeitschrift lesen, die sie sonst nie lesen." Am Mittwoch war die Webseite der Zeitschrift nicht mehr zu erreichen.

Nach einem "Scharia-Sonderheft" gab es im vergangenen November einen Brandanschlag auf die Redaktionsräume.

Nach einem "Scharia-Sonderheft" gab es im vergangenen November einen Brandanschlag auf die Redaktionsräume.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine Zeichnung zeigt den Propheten nackt in Gebetshaltung mit hoch aufgerecktem Hintern. Darüber hat der Zeichner einen großen gelben Stern gesetzt. Das Bild ist überschrieben mit dem Satz: "Ein Stern ist geboren."

Das Satiremagazin hatte wegen ähnlicher Provokationen bereits mehrfach Ärger. Nach der Veröffentlichung einer "Scharia"-Sonderausgabe mit einem "Chefredakteur Mohammed" gingen im November 2011 die Redaktionsräume in Flammen auf. "Wir veröffentlichen Karikaturen über jeden und alles jede Woche. Wenn wir es aber mit dem Propheten machen, wird es Provokation genannt", sagte Charbonnier.

Regierung appellierte an die Medien

Erst am Dienstag hatte die französische Regierung die Medien des Landes aufgerufen, vor dem Hintergrund der aktuellen Situation Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. Er missbillige jeglichen Exzess, hieß es in einer Stellungnahme von Premierminister Jean-Marc Ayrault. In Frankreich gelte die Meinungsfreiheit, gleichzeitig müssten aber Toleranz und Respekt gegenüber religiösen Überzeugungen walten. Alles, was in der gegenwärtigen Lage provoziere, müsse verurteilt werden, sagte auch Fabius.

Der Rat der Muslime Frankreichs CFCM verurteilte die Veröffentlichung als "neuen islamfeindlichen Akt", rief aber dazu auf, besonnen zu reagieren.

Mohammed-Karikaturen hatten schon mehrfach gewaltsame Proteste in der islamischen Welt ausgelöst - Anfang 2006 kamen dabei mehr als 150 Menschen ums Leben. Auslöser waren Karikaturen der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten".

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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