Studie über ausländische Fachkräfte Deutschland verpasst Chance
19.04.2012, 12:30 UhrDie Mehrzahl ausländischer Studenten würde nach dem Abschluss gern in Deutschland arbeiten. Nur ein Viertel kann sich diesen Wunsch erfüllen. Laut einer aktuellen Studie verspielt Deutschland derzeit seine Chance, den Fachkräftemangel im Land zu bekämpfen.

Gebannt lauschen Studenten der Tongji-Universität in Shanghai einer Rede des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Trotzdem gelingt es Deutschlan noch nicht, genug von ihnen anzulocken.
(Foto: picture alliance / dpa)
Deutschland und anderen europäischen Staaten gelingt es nicht ausreichend, ausländische Studierende als Fachkräfte im Land zu halten. Zu diesem Schluss kommt eine Studie zur Situation in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden. Dabei ist das Interesse der ausländischen Studierenden sehr groß, eine Zeitlang in ihrem Studienland zu bleiben.
Für die Studie des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) wurden mehr als 6200 Studierende aus Nicht-EU-Staaten an 25 Universitäten in den fünf Ländern befragt. Zwei Drittel der Befragten würden gerne nach dem Studium bleiben. Tatsächlich verwirklicht diesen Wunsch in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden nur ein Viertel, in Frankreich immerhin ein Drittel.
"Die Diskrepanz zwischen Bleibeinteresse und realisiertem Verbleib weist auf erhebliche Hürden hin", erklärte die Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Gunilla Fincke. Die Untersuchung zeige deutlich, "dass keines der fünf Länder die Potenziale der internationalen Studierenden ausschöpft." Laut der Studie gibt es in den Ländern aber unterschiedliche Entwicklungen: Während Deutschland eine " einleite, werde etwa in Großbritannien der Verbleib nach dem Studium erschwert.
Nur wenige wollen für immer bleiben
Die wichtigsten Motive für einen Verbleib im Studienland sind der Untersuchung zufolge die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt und der Wunsch nach internationaler Berufserfahrung. In Deutschland würden die Arbeitsmarktchancen besonders positiv eingeschätzt, erklärte Fincke. "Diese günstige Ausgangssituation sollte genutzt werden, um internationale Studierende stärker als bisher als Fachkräfte zu gewinnen." Die meisten Studierenden wollen dabei nur zeitweilig bleiben. So planen etwa in Deutschland nur 12,5 Prozent der Befragten einen Aufenthalt von mehr als fünf Jahren.
Eine Hürde, um im Studienland noch zu arbeiten, stellen fehlende Informationen über die rechtlichen Möglichkeiten dar. In Deutschland waren diese der Studie zufolge nur einem Viertel der Befragten bekannt. Zudem beklagen demnach viele Befragte einen Mangel an englischsprachigen Informationsmaterialien.
Negativ fällt auch ins Gewicht, dass in Deutschland mehr als ein Drittel der Befragten (39,4 Prozent) erklärte, sie hätten Vorurteile oder Diskriminierung gegen Ausländer erfahren. Lediglich in Frankreich lag der Wert mit 39,9 Prozent noch etwas höher, am niedrigsten war dieser in Großbritannien mit 27,4 Prozent.
Quelle: ntv.de, AFP