Teurer Klimawandel Die Armen zahlen die Zeche
04.12.2007, 07:17 UhrAuf die Industrieländer kommen durch die Folgen des Klimawandels finanzielle Forderungen in Milliardenhöhe zu. Das machten Entwicklungs- und Umweltorganisationen bei der Weltklimakonferenz in Nusa Dua auf Bali deutlich.
Die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels kosten nach einer Oxfam-Studie in den Entwicklungsländern mindestens 50 Milliarden Dollar (34 Milliarden Euro) im Jahr und müssten von den Hauptverursachern des Klimawandels bezahlt werden. Die Umweltorganisation Greenpeace schlug einen neuen Zertifikat-Handel zum Schutz des Regenwaldes vor, für den die Industrieländer schon in einer Anfangsphase im Jahr zwei Milliarden Euro aufbringen sollten.
Arme zahlen die Zeche
Allein ein bis zwei Milliarden Dollar seien für die dringendsten Bedürfnisse der ärmsten Länder notwendig, sagte die Autorin der Oxfam-Studie, Charlotte Sterrett. Die Ärmsten in den Entwicklungsländern zahlten einen hohen Preis für die Industrialisierung der reichen Länder. In Ländern wie Niger seien Ernten und Trinkwasservorkommen zurückgegangen. Im Pazifikinselstaat Tuvalu peitsche heftiger Wind das Meereswasser immer höher und überschwemme Häuser. In Bolivien würden Agrarflächen durch immer größere Waldbrände zerstört.
Für den 2002 unter der Klimarahmenkonvention eingerichteten "Fonds für die ärmsten Länder" seien umgerechnet nur 163 Millionen Dollar zugesagt worden, und bislang nur 67 Millionen Dollar eingegangen. "Das ist weniger, als das, was die Amerikaner im Jahr für Sonnencreme ausgeben", sagte Sterrett. Nach einer Studie des UN-Umweltprogramms UNEP sind nicht alle Anpassungsmaßnahmen teuer. Aber die Menschen müssten aufgeklärt und ausgebildet werden. Die Folgen des Klimawandels müssten künftig in allen Entwicklungsprogrammen von Anfang an berücksichtigt werden.
Neuer Vertrag soll ab 2012 gelten
Auf Bali verhandeln 10.000 Regierungsvertreter und Experten seit Montag über das Mandat für einen neuen Klimaschutzvertrag, der ab 2012 gelten soll. Über die konkreten Auflagen für einzelne Länder soll erst später verhandelt werden. Der neue Vertrag soll 2009 unterschriftsreif sein. Auf Bali wird auch über die Einrichtung eines neuen Fonds zur Finanzierung der Anpassungsmaßnahmen diskutiert.
Regenwald-Zertifikate angeregt
Die für den Klimaschutz notwendigen Regenwälder können nach Meinung von Greenpeace nur mit erheblichem finanziellem Aufwand gerettet werden. Für die Menschen, die jetzt dort mit Abholzen Geld verdienen, müssten Anreize für den Erhalt der Bäume und alternative Lebensgrundlagen geschaffen werden. Die Organisation schlug deshalb vor, die Industrieländer zum Kauf von Regenwald-Zertifikaten zu verpflichten, mit denen sie einen Teil der ihnen auferlegten Emissionsreduktionen abdecken können. Das Geld würde an Länder gehen, die die Abholzung des Regenwaldes stoppen und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sagte Greenpeace-Klimaexperte Bill Hare.
Rund 20 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen entstehen durch die Zerstörung der Regenwälder. Die Länder mit erheblichen Waldbeständen - darunter Brasilien, Kongo und Indonesien - wollen den Schutz der Wälder in dem neuen Klimaschutzvertrag verankert sehen. "Die Welt hat die Mittel, um die Waldzerstörung zu stoppen, was wir jetzt brauchen, ist der politische Wille", sagte Paulo Adario von Greenpeace Brasilien. "Kein Geld - keine Wälder - keine Zukunft."
Wenn die Industrieländer für nur etwa 0,5 Prozent ihrer Emissionen Zertifikate im Wert von 20 Euro pro Tonne CO2-Äquivalent kauften, kämen im Jahr schon zwei Milliarden Euro zusammen, rechnete Greenpeace aus. Der Handel könnte Ende nächsten Jahres beginnen
Quelle: ntv.de